Stoßseufzer auf Thornfield Hall oder Wie ich mein Herz an einen Klassiker verlor (und nie wiederfand)

„Kannst du vielleicht–„

„Jetzt nicht! Das Bett von Mr. Rochester steht gerade in Flammen!“

Ich kann schon verstehen, dass mein Mann verwundert die Augenbrauen hochzieht, als ich ihm an einem trüben Februarabend, mit Buch im Bett liegend, abwehrend diese Antwort gebe. Aber die Sache ist schließlich ernst: Auf Thornfield Hall hat ein unheimlich lachender Geist das Schlafzimmer von Edward Rochester in Brand gesetzt, und Jane Eyre kann gerade noch verhindern, dass sich das heimliche Objekt ihrer Begierde in Rauch und Asche auflöst. Puh.

Es ist das erste Mal, dass ich „Jane Eyre“, den berühmten viktorianischen Roman von Charlotte Brontë aus dem Jahr 1847, lese – und es wird nicht das letzte Mal sein. Denn dieser Roman, ach, DIESER ROMAN ist eines der schönsten Bücher die ich kenne und jeden emotionalen Stoßseufzer wert. Falls jemand mein Herz findet – das habe ich auf Thornfield Hall verloren. Falls ihr „Jane Eyre“ kennt, muss ich euch das nicht weiter erklären. Ihr wisst Bescheid. Falls ihr es aber noch nicht gelesen habt, dann jetzt ABER GANZ SCHNELL.

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Der Lieblingsbuch-Lawineneffekt

Es gibt ja so Bücher, die treten eine Lawine los. Nicht unbedingt in der Öffentlichkeit – das auch, aber das meine ich nicht – sondern bei einem selbst. Solche Bücher lassen einen nicht los, und man kommt mit ihnen von Hölzchen auf Stöckchen. Es ist ein bisschen so, wie wenn man im Internet nur schnell eine neue Packung Antiallergika bestellen will und sich zwei Stunden später völlig fasziniert vor einem Video über die seltensten Augenfarben der Welt wiederfindet. Nur viel schöner.

So ein Buch war für mich “Lethal White” von Robert Galbraith, Teil 4 der Krimiserie um Privatdetektiv Cormoran Strike und seine Partnerin Robin Ellacott. Die ersten beiden Teile fand ich gut, nach dem dritten mit seinem enervierenden Ende war ich schon ziemlich angefixt (die Bissspuren am Buch sind immer noch sichtbar), und mit “Lethal White” geriet die Lawine dann so richtig ins Rollen. Innerhalb von drei Tagen verschlang ich abwechselnd Hörbuch und Hardcover (welches mit über 600 Seiten wahrlich kein Pappenstiel ist), und schon währenddessen erwischte ich mich dabei, wie ich nicht nur für die beiden Hauptfiguren vollends in Flammen stand, sondern auch, wie ich Hintergrundinfos über tödliche Gendefekte bei Pferden, die olympischen Spiele in London, kornische Biersorten und die korrekte Behandlung eines Muskelfaserrisses googelte. Außerdem wanderte aus Gründen “Wherever you will go” von The Calling auf meine Cormoran Strike Playlist bei Spotify (ja, ich habe eine Cormoran Strike Playlist, und ich schäme mich nicht dafür).

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