Puh, Leute – ist das HEISS! Das Eis schmilzt dir unter den Fingern weg, im Schwimmbad kriegst du kein Bein auf den Boden, und im Büro gibt der Computer röchelnd den Geist auf. Was jetzt noch hilft: Ein schönes kühles… BUCH!
Ich hab‘ euch mal 10 Titel rausgesucht – auf Deutsch, auf Englisch, zum Lesen, zum Hören – , die euch an schön kühle Orte entführen bzw. das Blut in den Adern gefrieren lassen:
Das Schneemädchen von Eowyn Ivey
Mabel und Jack leben in den 1920er Jahren einsam in der Wildnis Alaskas. Ihr Wunsch, ein Kind zu bekommen, hat sich als vergeblich herausgestellt, und in die harten Lebensumstände des kalten Nordens tun ein Übriges dazu, ihre Liebe zu belasten. Da taucht plötzlich ein Mädchen auf, begleitet von einem Fuchs. Mabel und Jack kümmern sich um das seltsame Kind.
Eowyn Ivey ist eine zarte, märchenhafte Geschichte um Liebe und Familie gelungen. Die Beschreibungen der kargen, schönen Landschafts Alaskas versetzen den Leser mitten hinein in die weiße, raue Schneewelt.
Königskinder von Alex Capus
Max und Tina, ein schon lange verheiratetes Paar, muss durch einen Wintereinbruch eine Nacht im Auto auf einem Alpenpass verbringen. Eingeschneit, erzählt Max Tina die (vielleicht, vielleicht auch nicht) erfundene Liebesgeschichte des greyezer Hirten Jakob, der sich zur Zeit der französischen Revolution in Marie, die Tochter eines reichen Bauern, verliebt.
Besonders als Hörbuch ist diese kleine, feine Geschichte ein Genuss: Ulrich Noethen erzählt mit plauderndem Charme und wirft sich in den Dialogen des eingeschneiten Ehepaars selbst die Bälle zu, dass es ein erfrischendes Vergnügen ist!
Geisterfjord von Yrsa Sigurdardottir
Drei junge Leute legen per Boot in einem verlassenen Dorf in einem einsamen Fjord auf Island an, um es wieder aufzubauen. Aber es stimmt irgendetwas ganz und gar nicht in dem eisigen, düsteren Geisterdörfchen. Gleichzeitig ermitteln anderswo in einem kleinen Ort eine Polizistin und ein Psychologe in einer Reihe unnatürlicher Todesfälle. Und dann scheint es, dass der lange verschollene Sohn des Polizisten vielleicht doch nicht ganz so verschollen ist.
Mit subtilem Horror lässt Sirgurdadottir dem Leser die Haare zu Berge stehen: Geräusche, erhaschte Schemen, das Gefühl einer unheimlichen Präsenz – wo sie nur andeutet, erledigt unsere blühende Phantasie den Rest. Das eisige Setting und die blutgefrierende Story sorgen für doppelte Gänsehaut!
Nordwasser von Ian McGuire
Henry Drax ist Harpunierer auf einem Walfangschiff, das sich auf dem Weg in die Arktis befindet. Patrick Summer, der Arzt an Bord, überführt den gewissenlosen Drax einer ungeheuerlichen Tat. Der Konflikt zwischen den Männern spitzt sich zu.
Hart, kalt und atmosphärisch vom dunklen Wasser der nördlichen Meere getränkt ist diese raue Geschichte, die man sich nur anhören sollte, wenn man auch die Grausamkeiten des Walfangs verkraftet. Trotzdem: Kaum etwas kühlt einen so sehr runter wie dieser von Wolfram Koch stimmungsvoll gelesene Roman über tiefe Abgründe.
Macbeth von Jo Nesbo
Es beginnt mit einem Regentropfen, der von oben auf die ewig graue, ewig verregnete Stadt irgendwo im Verlierer-Teil von England fällt: Dorthin verpflanzt Jo Nesbo seine moderne Adaption von Shakespeare’s Theaterstück. Macbeth – hier Leiter eines SWAT-Teams der Drogenpolizei – gerät in einen kaltblütigen Strudel aus Machtgier und Wahn.
Nesbo hat aus dem klassischen Bühnenstück einen Noir-Thriller gemacht, der außer Blutrot nur die Farben Grau und Schwarz kennt: Eine eindrucksvolle, fatale Gangsterballade, bei deren Lektüre man immer ein bisschen friert.
Lautlose Nacht von Rosamund Lupton
Yasmin ist mit ihrer gehörlosen Tochter Ruby per Anhalter in Alaska unterwegs, um herauszufinden, ob ihr Mann tatsächlich bei einer Explosion gestorben ist – was sie nicht glaubt. Ein Wintersturm naht, und es scheint, dass den beiden jemand folgt…
Auch wenn man sich darüber aufregt, dass eine Mutter ihr Kind in Gefahr bringt, wirkt dieser Alaska-Thriller durch seine kalte, paranoide Atmosphäre – und bietet mit der 10jährigen Ruby, die auf Gebärdensprache angewiesen ist, eine ganz besondere Figur.
Meteor von Dan Brown
Bevor Dan Brown den Symbolologen Robert Langdon ins Rennen schickte, schrieb er diesen fesselnden Thriller um die Entdeckung eines Meteoriten, in der Arktis im Eis eingefroren. Darin scheint sich eine außerirdische Lebensform zu befinden. Geheimdienstagentin Rachel Saxton macht sich auf zum Fundort.
Fesselnde Spannung im ewigen Eis, die auf die üblichen Brown’schen Erklärungseinschübe zu allem möglichen Wissenswerten zwar nicht verzichtet, aber dennoch ein Tempo vorlegt, dass einem der Atem in der klirrend kalten Luft gefriert.
The Snow Queen von Michael Cunningham
Barrett Meeks spaziert mit frisch gebrochenem Herzen durch den Central Park in New York, als er am Himmel ein seltsames Licht sieht und sich daraufhin plötzlich der Religion zuwendet. Währenddessen scheitert sein Bruder Tyler zuhause daran, einen Song für seine todkranke Ehefrau zu schreiben.
Spielt zwar nicht im Winter, aber diesen introspektiven Roman begleitet eine Traurigkeit und Vergänglichkeit, eine bittersüße Melancholie und schmerzhafte Wortschmiederei, dass es einen fröstelt. Im Nachwort erklärt Cunningham, was das mit dem Märchen „Die Schneekönigin“ zu tun hat. Großartig: Die nachdenkliche, zweifelnde Performance von Sprecherin und Schauspielerin Claire Danes.
Whiteout von Anne von Canal
Die Wissenschaftlerin Hanna befindet sich auf einer Arktisexpedition zur Klimaforschung, als sie erfährt, dass ihre engste Jugendfreundin, zu der der Kontakt vor Jahren plötzlich abbrach, gestorben ist. Während bei den Bohrungen im Eis immer mehr schief läuft, stellt sich Hanna zunehmend aufgewühlt den offenen Fragen der Vergangenheit.
Während einem die Kälte des Eises und des kleinen, verwundbaren Camps in der Arktis in die Knochen kriecht, halten einen die Kindheitserinnerungen warm – um dann frostige Wahrheiten ans Licht zu bringen.
Unterm Lagerfeuer von Nickolas Butler
Eine Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Herzen Amerikas, über Freundschaft, einfaches (und dennoch kompliziertes) Leben, wo man im Winter seinen Mut beim Tauchgang unter meterdichtem Eis beweist und eine Kettensäge zur Party mitbringt. Geschrieben in klarer, spartanischer und dennoch simpel-poetischer Sprache, sind diese Shortstories des Autors von „Shotgun Lovesongs“, als würde man sich im Januar um ein Lagerfeuer versammeln: Sie spenden einen Hauch Wärme in einer größtenteils rauen und kalten Welt.
Und? Mit welchen coolen Büchern oder Hörbüchern kühlt ihr euch ab?