Titel: Die quietschende Tür
Serie: Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs
Autor: Marc Gruppe nach Sir Arthur Conan Doyle & Herman Cyril McNeile
Format: Hörpiel-CD
Verlag: Titania Medien
erschienen: 27.4.2018
Länge: ca. 70 Minuten
Ein Originalfall, aber nicht von Sherlock Holmes
Fall Nr. 34 der Sherlock Holmes-Hörspiele von Titania gehört zu den „geheimen Fällen des Meisterdetektivs“ – mit anderen Worten: es handelt sich NICHT um eine Originalgeschichte von Sir Arthur Conan Doyle. Dennoch fußt dieser Fall auf einer Originalvorlage, und zwar auf der Geschichte „The Creaking Door“ von H.C. McNeile, der zur selben Zeit wie Conan Doyle lebte und ebenfalls Krimis schrieb. Marc Gruppe von Titania Medien nahm „The Creaking Door“ und ersetzte die ursprünglichen Protagonisten – Detektiv Ronald Standish und seinen Freund Robert Miller – durch Holmes & Watson und adaptierte sie zum Hörspiel.
(Un)typische Methoden
In Vielem ist „Die quietschende Tür“ ein typischer Holmes-Fall: unspektakulär, was den Action-Gehalt angeht, dafür aber clevere Hirngymnastik und auf Sherlock’s Kombinationsfähigkeiten gebaut. Diesmal soll Holmes im Auftrag der jungen Miss Moody den unter Mordanklage stehenden Nachbar Mr. Daynton entlasten, mit dem die junge Dame verlobt ist. Nach dem üblichen Bericht und einer Befragung in der Baker Street machen Holmes und Watson sich auf zum Tatort, Mexbury Hall. Mit der bewährten Mischung aus Beobachtung, Inspektion und Fragenstellen kommt Holmes dem wahren Mörder auf die Spur.
Verhältnismäßig dramatisch wird es am Schluss: Es gibt einen weiteren Toten, und Holmes bedient sich einer für ihn ungewohnten Methode, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Er zieht einen Bluff durch, und diesmal muss ihm sogar das pure Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen. Diese untypischen Elemente lassen Sherlock Holmes-Experten aufhorchen, und sie erklären sich sehr leicht damit, dass es in der Originalvorlage eben Ronald Standish ist und NICHT Sherlock, der den Fall löst.
Zum Mitraten gedacht
Dieser Fall lebt nicht von der Spannung, sondern vom Mitknobeln. Bei den Erklärungen mit der Fotografie muss man sehr gut zuhören, eventuell nochmal zurück spulen oder etwas nachschlagen, um Holmes‘ Erklärungen zu verstehen. Das ist – vor allem für uns Digital Natives – fast zu kompliziert.
Der ewig staunende Sidekick
Schön mal wieder: der ahnungslos stammelnde Watson. Das sollte man eigentlich allmählich leid werden, aber Detlef Bierstedt macht das so nett, man muss einfach schmunzeln. Ein bisschen wünsche ich ihm mal einen Fall, wo auch der gute Doktor Watson seine Kompetenz unter Beweis stellen kann und nicht nur als Reflektor für Holmes dienst. Allerdings ist das ein moderner Wunsch und entspricht nicht Watson’s klassischer Rolle.
Liebevolle Umsetzung
Produktionstechnisch ist das Hörspiel gewohnt liebevoll gemacht: Kaminknistern in der Baker Street, zwitschernde Vögel und raschelndes Gras auf dem Land, zurückhaltende Musikuntermalung mit Retro-Charme und die vertraut aufspielenden, soundtechnisch gut balancierten Sprecherstimmen von Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt.
Fazit:
Der Plot haut einen nicht wirklich vom Hocker und enthält ein paar Abweichungen von Sherlock Holmes‘ üblichem Vorgehen, aber alles in allem ist das wieder einmal entspannende, charmante Unterhaltung. Und wer die Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle schon alle in- und auswendig kennt, findet hier neues Futter. Einen Großteil des Vergnügens machen, wie immer, die engagierten Sprecher und das gemütliche, in Sepia-Braun tönende Feeling der Hörspielreihe aus.
Ein Rezensionsexemplar von „Der griechische Dolmetscher“ wurde mir vom Titania Medien Verlag im Gegenzug für eine ehrliche Rezension zur Verfügung gestellt.