‚There is no dog‘ von Meg Rosoff

Titel: ‚There is no dog‘
(dt. Titel: ‚Oh. Mein. Gott.‘, Erscheinungsdatum 23.8.2012)

Autorin: Meg Rosoff

Sprache: Englisch

Sprecher: Richard Coyle

Format: Hörbuch-Download von audible.de für € 9,95 im Flexi-Abo (Normalpreis €16,95)

Länge: 6 Std 39 min (ungekürzt)

Hörprobe

“Perhaps the way to succeed is to think of life on Earth as a colossal joke, a creation of such immense stupidity that the only way to live is to laugh until you think your heart will break.”
-Meg Rosoff, There is no dog

Inhaltsangabe:

Am Anfang war die Erde wüst und leer – und dann kam ‚Bob‘, auf ewig 19, planlos, selbstsüchtig und immer nur an das Eine denkend. Seine spielsüchtige Mutter Mona hatte die Erde – einen kleinen, nichtssagenden, unattraktiven Planeten irgendwo in der uncoolen Ecke des Universums – in einer Pokerpartie gewonnen und die Verantwortung an ihren Sohn weitergereicht. Niemand sonst wollte den Job. Mit jugendlicher Naivität, Arroganz und einer fatalen Lese-Rechtschreib-Schwäche machte Bob sich ans Werk und schuf Tag und Nacht, die Meere und das Land, die Pflanzen, die Tiere und schließlich den Menschen (unglücklicherweise nach seinem Abbild). Das alles in nur sechs lausigen Tagen. Keine Wunder, dass das nicht gut gehen konnte!

Und jetzt hat Bob sich mal wieder verliebt – in Lucy, eine Zoowärter-Assistentin. Es bleibt Mr. B, Bob’s leidgeprüftem Assistenten, überlassen, Gotts dahin gepfuschte Schöpfung angesichts des hormonellen Ausnahmezustands ihres Gottes vor Schlimmerem zu bewahren. Und dann ist da auch noch die Sache mit Eck, Bob’s einzigartigem Haustier…

Zum Hörbuch:

Die Ausgangssituation ist schon mal skurril genug: Gott ist ein ewig pubertierender 19jähriger, der mehr mit seinem Geschlechtstrieb beschäftigt ist als mit den Problemen seiner Schöpfung. Die hat er auch völlig plan- und ahnungslos so dahin gewichst, bis er sah, dass es cool war – ohne das Eingreifen seines dauerfrustrierten Assistenten Mr. B hätte allerdings nichts funktioniert. Noch nicht einmal das Licht hat er ohne Mr. B hinbekommen: Nach leuchtendem, aber leider toxischem Nebel und Feuer, das die Erde bedauernswerterweise von innen heraus in Toast verwandelt hat, musste erst Mr. B kommen und Tag und Nacht schaffen.

Neben mangelnder Vorausschau und unbedachter Impulsivität ist da auch noch das Problem mit Bob’s Dyslexie. Dauernd verdreht er die Buchstaben auf den Memo-Zetteln, die Mr. B ihm hilfreich vorlegt. Da kann es dann schon mal leicht passieren, dass man Kontinente durcheinander bringt und den Falschen flutet.

Und jetzt hat Gott sich auch noch Hals über Kopf verliebt. Mal wieder. Die Auserwählte ist diesmal Lucy, Zoowärter-Assistentin, und Bob kann wieder mal nur daran denken, wie er das neueste Objekt seiner Begierde ins Bett kriegt. Das erweist sich jedoch nicht als so einfach wie erwartet, und leider ist von Bob’s Launen auch das Wetter abhängig: Meteorologisch gesehen ist Gott’s Verliebtheit ein absolutes Desaster Und dann scheint auch noch Mr. B von seinem Job die Nase voll zu haben. Währenddessen verliert Bob’s flatterhafte Göttinnen-Mutter Mona beim Pokern Bob’s Haustier, Eck, den Letzten seiner Art. Der arme Eck soll als Delikatesse auf dem Teller eines anderen Gottes enden, und nur dessen Tochter Estelle scheint Mitleid für die arme Kreatur zu empfinden.

Soviel zur Geschichte.

Der Anfang ist bombastisch witzig. Mit leichtfüßiger Süffisanz präsentiert uns Rosoff eine ganz andere Schöpfungsgeschichte, die so manches erklärt. Die Erde und ihre Bewohner als Produkt eines Teenager-Gottes, dessen Aufmerksamkeitsspanne nicht mal bis zur nächsten Tür reicht – das hört sich doch wie eine wundervolle Erklärung an für alles, was auf unserem Planeten schiefläuft. Zumal Gott den Menschen auch noch nach seinem Ebenbild geschaffen hat! Eine der wunderbaren Eigenschaften, die Bob dabei an seine Geschöpfe weitergegeben hat, ist, wie Mr. B zynisch bemerkt, nämlich leider Gottes völlige Unfähigkeit, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Dumm gelaufen.

Sprachwitzig, spritzig, skurril und hoch amüsant braust man durch die erste Hälfte des Hörbuchs, das Richard Coyle vortrefflich erzählt. Mehrfach habe ich laut gelacht und konnte mich an den vor Humor sprühenden Satzkreationen von Rosoff kaum satthören. Und dass THERE IS NO DOG ein Jugendbuch sein sollte, konnte ich kaum glauben. Dazu sind Ironie und gut gemeinte Blasphemie doch zu deutlich, wenn auch mit leichter Hand serviert. Einem unter 16jährigen würde ich dieses Buch nicht zutrauen.

Dann folgt mit dem Mittelteil der vielleicht schwächste Teil des Buches. Das mag zum einen daran liegen, dass Rosoff die Geschichte um Eck, Gotts Haustier, und dessen kulinarisches Schicksal etwas zu sehr in die Länge zieht. Eck’s Schicksal wirft zwar Fragen über die Mortalität auf. Von der allgemeinen Aussage des Buches mal abgesehen, dass die Erde und die Menschen nichts anderes als ein kosmischer Witz sind, trägt die Geschichte um Eck aber nicht zu irgendeiner Erleuchtung bei, die so viel Raum in der Erzählung rechtfertigen würde. Dasselbe gilt für die Auftritte von Mona. Anfangs witzig, gingen ihre Interaktionen mit Bob mir irgendwann etwas auf die Nerven. Meg Rosoff hatte längst klar gemacht, worum es ging. Das brauchte ich nicht immer wieder zu hören.

Zum anderen verschwindet der Funken sprühende Humor vom Anfang plötzlich. Das Buch schlägt ernstere, philosophischere Töne an, woran man sich erst gewöhnen muss. Und eine tatsächliche Lehre lässt sich auch nicht aus der Geschichte ziehen. Einzig Mr. B, hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und dem Wunsch nach Freiheit, verleiht diesen Passagen etwas Tiefe und strahlt eine glaubwürdige Melancholie aus. Er ist mit Sicherheit der Charakter, der die wichtigsten Töne trifft und am meisten Identifikationspotential bietet. Vor allem Teenager-geplagte, erwachsene Leser werden mitleidig mit ihm die Hände ringen.

Der Schlussteil schafft es, wieder überzeugender zu werden. Neue Figuren, oder solche, die jetzt mehr Raum bekommen, bringen etwas Sinnhaftigkeit und zum Teil den Witz des ersten Drittels wieder zurück. Der Schluss ist letztlich eine recht runde Sache mit kreativen Problemlösungen und einer überraschenden, für mich tief befriedigenden Wendung. Am Ende bleiben eigentlich keine Fragen offen, aber dennoch Raum für Spekulationen über das Schicksal der Erde und, natürlich, Bob.

Zum Sprecher:

Richard Coyle spricht das Hörbuch mit süffigem Humor und britischem Understatement. Jederzeit trifft er den richtigen Ton, und besonders den abgekämpften, frustrierten Mr. B verkörpert er mit großer Glaubwürdigkeit. Andere Sprecher hätten Bob vielleicht noch mehr Knatschigkeit und jugendlich ungeschliffenes Sprechen verliehen, allerdings macht das Buch auch klar, dass Bob in einem etwas antiquierten und ungewöhnlichen Tonfall spricht. Und das passt dann wieder.

Coyle lässt den Sprachwitz von Rosoff’s Roman leuchten, ohne jemals zu übertreiben. Im Gegenteil – er bestitzt das wunderbare Talent, einem Hörbuch mit seiner Stimme eine Bühne zu geben, auf der sich die Geschichte voll entfalten kann. Coyle drängt sich nicht auf und nicht vor, unterstützt die Stärken von THERE IS NO DOG jedoch sanft und perfekt.

Eine so bizarre Geschichte braucht einen Sprecher, der nicht auch noch zu exzentrisch rüber kommt. Mit Coyle wurde hier eine großartige Wahl getroffen. Note: Sehr gut!

Fazit:

THERE IS NO DOG ist eine aberwitzige Geschichte voller Ironie, Humor und Einfallsreichtum. Streng gläubige Menschen sollten von diesem Buch die Finger lassen, könnten sie sich doch empfindlich auf die Finger getreten fühlen. Für solche, die schon immer mal so ihre Zweifel hatten an Gottes Beweggründen oder überhaupt an den üblichen Erklärungen für alles, was auf unserem Planeten schiefläuft, für die ist THERE IS NO DOG ein gefundenes Fressen. Besonders im ersten Teil kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Die zweite Hälfte des Buches kommt nicht an den furiosen Anfang heran. Ein häufiger Kritikpunkt, den ich auch sehe, ist vor allem das Fehlen einer Aussage. Die Erde ist also ein übereilt und unbedacht zusammen gepfuschter Haufen – und jetzt? Eine Lehre daraus lässt sich mit Hilfe von THERE IS NO DOG nicht ziehen.

Das empfand ich aber auch nicht als zwingend. Ich habe den sprühenden Witz des Buches einfach nur genossen und auch keinen großen Anspruch an eine Botschaft gehabt. Jedenfalls werde ich beim nächsten sintflutartigen Regenschauer grinsen und wissen, dass Gott mal wieder einfach nur vergessen hat, das Badewasser abzudrehen, bevor er sich für einen schönen feuchten Traum ins Bett gelegt hat…

PS: Der Titel, THERE IS NO DOG, hat für mich erst ziemlich spät einen Sinn ergeben. Liegt vielleicht daran, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist. Wer’s auch noch nicht kapiert, hier ein Tipp: Gott hat eine Lese-Rechtschreibschwäche und verdreht gerne die Buchstaben…
Dem deutschen Übersetzer wünsche ich jetzt schon viel Spaß mit diesem pointierten Wortspiel!

Bewertung: 7/10

Website der Autorin: http://www.megrosoff.co.uk/

Meg Rosoff über THERE IS NO DOG:

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