Titel: ‚Toxic‘
(Originaltitel: ‚The Serpent’s Kiss‘)
Autor: Mark T. Sullivan
Sprache: Deutsch (Originalsprache: Amerikanisch)
Medium: Hörbuch-CD aus der Bücherei (normal ca. € 6,50)
Länge: 7 Std 37 min (6 CD’s)
Kurzbeschreibung (von amazon.de):
Detective Sergeant Seamus Moynihan steht vor dem spektakulärsten Fall seiner Karriere. Er hat drei Mordfälle aufzuklären, Männer im besten Alter, die nackt ans Bett gefesselt wurden und am Gift einer der tödlichsten Schlangen der Welt starben. Was steckt dahinter?
Der Killer hinterlässt jedes Mal eine Botschaft am Tatort. Die Schlange als Instrument der Verführung? Welches Feuer lodert in den Adern des Killers, dass er seine Opfer auf so archaische Weise brutal zu Tode foltert?
Je mehr Moynihan hinter die wahren Beweggründe des Killers blickt, umso gefährlicher wird es auch für ihn selbst.
TOXIC hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel (Erstveröffentlichung 2003), aber das merkt man ihm wirklich nicht an. Ich hatte mir das Hörbuch aus der Bücherei ausgeliehen, falls es mal ein ‚Loch‘ in meinem Hörbuch-Abo zu füllen gab. Und so war ich dann froh, einen älteren Schatz ausgegraben zu haben.
TOXIC fängt klassisch an, wie es sich für einen Thriller gehört: Der Hörer wird in das diffuse und erschreckende Szenario eines Mordes (aus der Sicht des Sterbenden) hineingeworfen, dann erfolgt ein Schnitt, und wir eilen mit den Ermittlern an den Tatort, nachdem ein Zimmermädchen den Toten entdeckt hat.
Auftritt Seamus Moynihan. Der Detective aus San Diego muss seinen Sohn Jimmy mitten in einem Little League Baseballspiel stehenlassen, und kann damit sein permanent schlechtes Vatergewissen weiter belasten. Wie so viele seiner Art ist er geschieden und muss sich – so erfahren wir – nicht nur mit seinen Schuldgefühlen gegenüber Jimmy herumplagen, sondern auch damit abfinden, dass seine Ex-Frau kurz vor der erneuten Heirat steht. Ein weiterer einsamer, arbeitsversessener Polizist also, der markanterweise auch noch auf einer Yacht haust (‚Miami Vice‘, irgend jemand?) Allerdings ist Seamus nicht der übliche depressive Zyniker, wie er im Genre heute so oft vertreten ist. Moynihan ist durchaus mögenswert, und der Hörer kann schnell eine gute ‚Beziehung‘ zu ihm aufbauen.
Am Tatort angekommen, muss der Detective erstmal in HazMat-Schutzkleidung das gefesselte, von Blutblasen und schwarzen Hautpartien gezeichnete Opfer begutachten. Die Befürchtung, es könne sich um einen Ebola-ähnlichen Virus handeln, zerstreut sich jedoch schnell. Der Gerichtsmediziner hat seine Hausaufgaben gemacht: Todesursache ist Schlangengift, und zwar das mehrerer Schlangen.
Es tauchen weitere Opfer auf, und offenbar sind die Morde sexuell motiviert. Ungewöhnliche sexuelle Präferenzen der Toten sowie Homosexualität scheinen eine Rolle zu spielen. Und als dann auch noch in Blut geschriebene Bibelzitate auftauchen, erhärtet sich der Verdacht auf einen religiösen Hintergrund.
Mit Hilfe seiner Kollegen, Mitarbeitern des Zoos San Diego und einer Autorin, die an einem religionswissenschaftlichen Buch arbeitet, kommt Seamus der Angelegenheit allmählich auf die Spur, die schließlich in den tiefsten Süden führt. So weit, ohne zu viel zu verraten.
Das alles ist ein recht plausibles und spannendes Puzzle. Ein gewisses Interesse für Thriller, die sich mit biblischen Themen befassen, ist eventuell vonnöten, um die Exkurse in diesem Bereich nicht langweilig zu finden. Keinesfalls versteigt sich Sullivan aber in Dan Brown-mäßige Recherchedetails, und das ‚Rätsel‘ bleibt recht erdverbunden.
Action kommt auch nicht zu kurz, auch wenn sie nicht zentral ist. Es kommt zu spannenden, lebensgefährlichen Zwischenfällen für die Ermittler (neben Moynihan gibt es da noch seine Kollegen Jorge und Rico), und auch zu dem erwünschten dramatischen Finale nebst Schlusspointe.
Schlangen spielen eine ganz gewichtige Rolle in diesem Thriller, sowohl aus toxikologischer als auch religiöser Sicht. Für Hörer, die sich vor diesen faszinierenden Tieren ekeln, ist TOXIC nicht geeignet. Ebensowenig für absolute Schlangenfreunde, die empört sein werden, dass ihre Lieblinge nur als aggressive, tödliche Mordwaffen dargestellt werden. Sie machen die Morde selbst und deren zugehörige Rituale allerdings sehr interessant.
Ein bisschen gestört hat mich die Darstellung von Sexualität. Sie steht hier nur für Triebhaftigkeit, Abartigkeit, für etwas Fatales. Ein Thriller, in dem Kerle in die Hoden gebissen werden und sich ihre Penisse schwarz färben, schreckt mich zwar nicht ab, aber das hat immer etwas Sensationsheischendes an sich und geht mir schnell gegen den Strich. Und auch die vorkommende obligatorische Liebesszene hatte für mich so gar nichts Sinnliches – was allerdings daran liegen mag, dass das Buch aus Sicht von Moynihan in der ersten Person erzählt wird. Und Männer, die von Sex erzählen, drücken sich eben nicht allzu literarisch-elegant aus.
Zugegebenermaßen sorgt die Kombination von Sexualität und Bibelauslegung allerdings für eine absolut spannende, interessante Geschichte. Zudem ist TOXIC als Whodunit geschrieben, und ich habe des Rätsels Lösung auch wirklich erst ganz kurz vor der Auflösung durchschaut. Der Schluß ist rund und gut gemacht.
Ein Thriller, wie er Freude macht: ein sympathisch-abgehalfterter Ermittler, ein Serienkiller mit religös-sexuellen Motiven und ein plausibler Handlungsverlauf mit genügend Spannungsmomenten, um bei der Sache zu bleiben. TOXIC ist gute Unterhaltung für alle, die weder vor Schlangen noch verfärbten Geschlechtsteilen zurück schrecken…
Gesprochen wird TOXIC von Wolfram Koch. Der macht das auch gut. Seine Stimmfarbe ist zwar nicht so tief, wie ich das bevorzuge, aber das ist reine Geschmackssache. Den leicht frustrierten, bodenständigen Seamus nimmt man ihm ebenso ab wie die reichlich vorhandenen Frauenfiguren, die er, je nachdem, mit mehr Weichheit oder verführerischem Gesäusel versieht. Mich persönlich hat genervt, dass er die Namen der Hauptfiguren z.T. verkehrt ausspricht. Bei jedem verhunzten ‚Seamus‘ habe ich mich genötigt gefühlt, den Namen kurz und energisch richtig auszusprechen. Das ist, wie ich schon in anderen Rezensionen erwähnt habe, allerdings ein absoluter Tick von mir und muss keinen außer mir wahnsinnig machen.
Mark T. Sullivan wurde in Boston geboren und lebt heute in Montana. Er hat eine erfolgreiche Karriere im investigativen Journalismus hinter sich und eine Weile für den Peacecorps in West-Afrika gearbeitet. Aus dieser Zeit stammt auch sein Fokus auf kulturelle Themen sowohl im Journalismus als auch in einigen seiner Romane. Sullivan’s neuestes Projekt ist eine Buchserie als Co-Writer mit dem bekannten Thriller-Autor James Patterson.
Mark T. Sullivan’s Website: http://www.marktsullivan.com
:lol: – also da hast du also den gleichen Tick wie ich ;) Aus diesem Grund höre ich mir auch keine weiteren Diana-Gabaldon-Bücher mehr an. Wie kann man denn den Namen Sean buchstäblich aussprechen! – Da habe ich ich immer laut und vernehmlich den Namen richtig ausgesprochen! Auf die Dauer nervt das aber kollossal, da dies auch bei anderen Begriffen auftrat.
glg, Sunsy
Ahhh! Sean?!? Genau, GENAU das hat der Sprecher hier mit ‚Seamus‘ gemacht – wie ‚Ssiemus‘ ausgesprochen. Autsch. Schön, dass so etwas auch noch anderen außer mir fast körperlich weh tut. ;)
Ich meine, es gibt natürlich Namen, die sind für Nicht-Muttersprachler echt schwer auszusprechen. Da würde ich dann auch nicht meckern. Aber ‚Sean‘ oder ‚Seamus‘? Muss man doch eigentlich nur einmal richtig hören und dann geht das, oder? Für mich eine Frage der Recherche.
Und jetzt kennst du auch einen weiteren Grund, warum ich englische Hörbücher gerne im Original höre!