Titel: Frankie
Autoren: Jochen Gutsch, Maxim Leo
Format: Hörbuch
Sprecher: Matthias Matschke
Verlag: der Hörverlag
erschienen: 27.02.2023
Länge: 04:17 Std.
Inhalt:
Der streunende Kater Frankie sieht bei einem seiner Streifzüge durch ein Fenster einen Mann, der mit einem langen Faden zugange ist, der von der Decke baumelt. Seine Neugierde bezahlt Frankie erstmal mit einem Schlag gegen den Kopf, gewinnt dafür aber einen Mitbewohner: Frankie zieht bei dem Mann namens Gold ein. Und wird für den trauernden, depressiven Gold zum Lebenssinn.
Zum Hörbuch:
Ein Kater als Medizin gegen den Kummer – das hört sich sowohl cozy als auch ein bisschen weltfremd und kitschig an. Letzteres ist dieser Kurzroman aber nicht. Das liegt zum einen an der guten Entscheidung der beiden Autoren, einen Schluss zu schreiben, der keine happy ending Klischee-Schleife drumherum gebunden hat, und zum anderen an der Erzählweise.
Wir erleben die Geschichte nämlich komplett aus der Sicht von Frankie, einem unbekümmerten, selbstbewussten Straßenkater, der die Menschen und ihre Absurditäten eher herablassend, zumindest aber mit achselzuckender Gleichmut betrachtet – zumindest, bis „Gold“ ihn zu interessieren anfängt – der Mann, dessen Suizid Frankie ohne es zu wissen vereitelt. Es ist diese erzählerische Distanz einer „artfremden“ Figur, die sowohl einen ironischen Kommentar auf die Menschen an sich möglich macht, als auch dafür sorgt, dass die Geschichte nicht in Kitsch abgleitet.
Zugegeben, zuerst muss man sich an einen sprechenden Kater gewöhnen. Und er spricht nicht mit jedem, sondern nur mit ausgewählten Personen – wie eben seinem neuen „Mitbewohner“ Gold. Ich musste mich mit diesem Kunstgriff anfreunden, begriff aber bald, dass es ohne nicht gehen würde. Zu wichtig sind die späteren Gespräche der beiden miteinander. Nur mit Miauen und Frankies Gedanken würde das nicht funktionieren.
Gutsch und Leo schaffen über den Verlauf der Geschichte einen erstaunlichen Spagat zwischen einer netten, witzigen Geschichte, die vor allem Katzenbesitzer*innen zum Schmunzeln bringen dürfte, und einer darunter liegenden, ernsthafteren Geschichte über Trauer, Depression und Freundschaft. Es wird allerdings auch nicht wirklich tiefgründig. Ernst ja, und die Autoren zaubern sich am Ende aus dem schweren Thema zum Glück nicht einfach unglaubwürdig heraus, aber im Vordergrund steht die Geschichte von Frankie mit ganz normalen Katzensorgen (und auch viel Unbekümmertheit), was dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit bewahrt.
Fazit:
Eine Geschichte aus (menschelnder) Katersicht, die vor allem Katzenbesitzer*innen gut unterhalten dürfte, aber auch Menschen, die eine warmherzige Geschichte gerne haben, die am ernsten Thema Trauer und Depression rührt und trotzdem für positive Stimmung sorgt. Es wird von „Frankie“ keck philosophiert, über die merkwürdigen Ticks der Menschen den Kopf geschüttelt und nebenbei schnurrend das Leben eines traurigen Mannes gerettet. Wir dürfen dabei schmunzeln, lachen, ein bisschen betrübt und am Ende zufrieden sein. Heraus kommt ein kurzweiliger Roman, der mit schweren Zutaten gewürzt und trotzdem leicht verdaulich ist.
Schauspieler Matthias Matschke (aus „Pastewka“) ist definitiv ein Gewinn für dieses Hörbuch: Er gibt Frankie frechen Charme, kann aber auch gefühlvoll werden, und er glänzt in Nebenrollen, wie zum Beispiel der mit slawischem Akzent sprechenden Tierärztin. So wird das unterhaltsam!
Bewertung:
Danke an den Hörverlag für das Rezensionsexemplar!