Titel: Bird Box
dt. Titel: Bird Box (erscheint am 16. März 2015 im Penhaligon Verlag)
Autor: Josh Malerman
Sprache: Amerikanisch
Sprecherin: Katharine Mangold
Format: Hörbuch
Anbieter: Harper Collins
erschienen: 27. März 2014
Länge: 07 Std. 51 Min.
Das Hörbuch ist als Download bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95 ( regulärer Preis € 16,95). Eine Hörprobe findet ihr ebenfalls auf der Produktseite von audible.
Inhaltsangabe (audible):
Most people ignored the outrageous reports on the news. But they became too frequent, they became too real. And soon, they began happening down the street. Then the Internet died. The television and radio went silent. The phones stopped ringing. And we couldn’t look outside anymore.
Malorie raises the children the only way she can; indoors. The house is quiet. The doors are locked, the curtains are closed, mattresses are nailed over the windows. They are out there. She might let them in. The children sleep in the bedroom across the hall. Soon she will have to wake them. Soon she will have to blindfold them. Today they must leave the house. Today they will risk everything.
Zum Hörbuch:
Die Idee ist einfach und genial: Scheinbar grundlos attackieren Menschen mit plötzlicher Gewalt ihr Umfeld und bringen sich dann selbst um, auf grausigste Art und Weise, teils mit den eigenen Händen. Schnell kommt das Gerücht auf, dass sie irgendetwas gesehen haben. Aber was? Aus Angst verschanzen sich die Menschen in ihren Häusern, verhängen die Fenster und wagen sich – wenn überhaupt – nur noch mit verbundenen Augen vor die Tür.
Das ist die Welt, in der wir Malorie und ihre beiden 4jährigen Kinder vorfinden. Wir begleiten sie auf dem lebensgefährlichen Weg nach draußen, an einen vermeintlich sicheren Ort, die Augen verbunden, sich nur auf das trainierte Gehör der Kinder verlassend. Im Wechsel erfahren wir rückblickend, was in den letzten vier Jahren geschah: Die ersten Todesfälle, der Zusammenbruch der Gesellschaft, Malorie’s Schwangerschaft, ihr Zusammenleben mit einer Gruppe Überlebender, deren Zerfall.
Der Einstieg ist ungeheuer spannend und beängstigend. Man zuckt bei jeder Bewegung in Malorie’s Augenwinkel zusammen, während man gleichzeitig danach dürstet, endlich zu sehen, was die Menschen erst in den Wahnsinn und dann in den Tod treibt. Zusammen mit Malorie und den Anderen starrt man auf die verhängten Fenster, hört mit ihnen Geräusche, spürt eine Berührung an der Schulter, die Gegenwart von … oh Gott… etwas, und die Phantasie treibt dabei schlimmste Blüten. Vor allem in den Momenten, wo man ‚Ohrenzeuge‘ wird, wie jemand etwas sieht und in gurgelnde, wahnsinnige, blutige Raserei verfällt.
Der Mittelteil des Buches nimmt das Tempo etwas raus und konzentriert sich dann auf eine Geschichte, wie wir sie aus vielen anderen Geschichten, von ‚Herr der Fliegen‘ bis ‚Lost‘ kennen: Eine Gruppe unfreiwilliger Schicksalsgenossen muss sich, abgetrennt von Außenwelt und Zivilisation, zusammenraufen. Wer hat das Sagen? Werden Neue aufgenommen oder nicht? Was passiert, wenn jemand die Gruppe zu spalten beginnt?
Das dauert alles ein bisschen, und da Josh Malerman in Sachen Schreibstil sehr geradlinig ist, fallen auch seine Einblicke in die Figuren – allen voran seine Erzählerin Malorie – geradezu nüchtern aus. Er lässt sie beschreiben, anstatt viel zu interpretieren. Die Figuren bleiben daher schablonenhaft. Selbst was Malorie angeht, fällt einem Sympathie oft schwer. Ihre Welt ist so von Pragmatismus und emotionaler Distanz geprägt, von nacktem Überleben, dass für Gefühlsduseleien wenig Raum bleibt.
Aber von Beginn der Geschichte an wissen wir ja, dass Malorie als Einzige der Gruppe überlebt, und gerade, als sich ein Gefühl von endloser Routine einstellt, geht es rund. Gleich beide Erzählstränge – Gegenwart und Vergangenheit – schrauben sich zeitgleich zu nervenzerfetzender Spannung hoch. Die Vorstellungskraft schlägt alptraumhafte Purzelbäume. Hier geht das Konzept ‚Don’t open your eyes‘ so richtig auf.
Schade, dass der Schluss da nicht mithalten kann. Ich kann und will hier nichts Wichtiges verraten, aber mir ist das zu unspektakulär, mit zu vielen offenen Fragen und ohne den richtigen Pfiff. Die Tatsache, dass ich nach dem letzten Satz verwundert auf den Schluss-Jingle von audible reagiere, weil ich dachte, da kommt noch was, spricht Bände. Allerdings muss ich auch sagen, dass man das Ende genauso gut als clever empfinden kann, eben weil es der eigenen Imagination das Feld überlässt, anstatt eventuell enttäuschende Antworten auf sehr hoch gepushte Fragen zu geben. Je mehr Abstand ich zu Bird Box gewinne, umso besser finde ich das.
Zur Sprecherin:
Katharine Mangold verleiht dem distanzierten Erzählton einen Hauch Wärme, bleibt der brutalen Abgeklärtheit der Vorlage jedoch treu. Es geht ums Überleben, und dabei sind Emotionen im Weg, auch wenn sie ab und an an die Oberfläche kommen. Mangold schafft den Spagat zwischen der zu Beginn noch ziemlich jung wirkenden Malorie bis zur kämpfenden Löwenmutter. Ihre klare Aussprache macht das Zuhören leicht, und wenn man etwas kritisieren möchte, dann ist das am ehesten die Differenzierung zwischen den einzelnen Personen. Etwas mehr Gefühlstiefe hätte ich mir grundsätzlich gewünscht, aber das ist – wie gesagt – vom Text auch nicht so vorgegeben.
Fazit:
Ein endzeitlicher Thriller mit Horror-Elementen, der ganz viel der eigenen Vorstellungskraft überlässt. Was man nicht sieht, sondern nur hört, spürt, sich ausmalt, ist so viel beängstigender als die Realität – das gilt für die Figuren im Buch ebenso wie für den Leser bzw. Hörer. Ein ganz cleveres Konzept, das Malerman in klarer, unbarmherzig direkter Sprache durchzieht. Während die Figurenzeichnung blass bleibt und der Schluss so manchen unbefriedigt zurücklassen wird, ist jedoch für Grauen, Gänsehaut und Spannung gesorgt, die einen zeitweise die Fingernägel kostet. Nach Beendigung zieht man jedenfalls für eine Weile nur noch mit mulmigem Gefühl die Vorhänge auf.
Bewertung:
Hörbuch: 7 von 10 Punkten
Sprecherin: 7 von 10 Punkten