Ja, ich weiß. Das hier ist ein Buchblog. Aber auch ich lege ab und an mal den Lesestoff an die Seite und gönne mir eine gute TV-Serie. Das passiert dann meist anfallsartig, per DVD oder Stream und hat mit deutschem Fernsehen in der Regel nichts zu tun (außer, es ist ein ‚Polizeiruf‘ mit Sascha Bukow). Die besten Serien werden nunmal einfach vom amerikanischen Pay-TV und der guten alten britischen BBC gemacht. Womit sich, zumindest in einem Fall, der Kreis zur Literatur wieder schließt.
Hier sind sind meine Top 5 TV-Serien:
5. Platz
Game of Thrones
Die Umsetzung der epischen Fantasy-Saga von Autor George R.R. Martin ist einer der seltenen Fälle, in denen mir die Verfilmung besser gefällt als die Bücher. Während die Vorlagen sich von Band zu Band immer mehr zerfasern zwischen den vielen Erzählperspektiven, Schauplätzen, Geschichten und Königshäusern, komprimiert die von HBO produzierte Serie die Handlung zu einer packenden, düster schillernden Mittelalter-Fantasy mit hochkarätigen Schauspielern und Cinematographie von Kinoformat. Dass die Serie bei mir ’nur‘ auf Platz 5 landet, liegt an dem allmählich zum Selbstzweck werdenden und grausamen Niedermähen geliebter Hauptfiguren, für das George R.R. Martin inzwischen berüchtigt ist.
4. Platz
The Walking Dead
(ACHTUNG: Der Trailer ist nix für Kids oder Zartbesaitete!)
Ich und Zombies. Dabei würde ich mir NIE einen Horrorfilm im Kino ansehen. Auch im Fernsehen kann man mich mit allem von ‚Saw‘ bis ‚Final Destination‘ sofort aus dem Raum jagen. Und zugegeben – auch bei The Walking Dead muss ich mich jede Staffel neu überwinden, den Anblick der immer morscher werdenden Zombies auszuhalten. Was ich aber liebe: Die Truppe Überlebender, ihre Reise mit und gegeneinander, die Dynamik dieser Gemeinschaft, die komplexen Figuren, die Endzeitstimmung. Und natürlich den Nervenkitzel, wer als nächstes einem der röchelnden ‚Walker‘ zum Opfer fällt.
3. Platz
The Good Wife
Reiner Zufall lies mich eine Folge dieser Anwaltsserie rund um die betrogene Frau eines Staatsanwaltes ansehen. Das war doch Julianna Margulies, die ‚Schwester Hathaway‘ aus Emergency Room? Die fand ich schon immer gut (wenn ich mal groß bin, möchte ich auch so aussehen…), und dann war diese erste Folge auch noch clever und packend. Als dann auch noch Josh Charles selbstbewusst durchs Bild stapft und ich realisiere, dass ich hier den erwachsen gewordenen ‚Knox Overstreet‘ aus ‚Der Club der toten Dichter‘ vor mir haben, ist es passiert: Ich hänge am Haken.
Inzwischen gucke ich mich gemütllich, mit Eiskrem oder einem netten Glas Wein, an ruhigen Abenden durch die Serie und rate euch auch dazu.
2. Platz
Fargo
Ich geb’s zu: Den Kinofilm ‚Fargo‘ fand ich gut, aber befremdlich. Und William H. Macey ging mir mit seinem ‚Yah?‘ auf die Nerven. In der Mini-Serie, die zwar den Grundtenor übernimmt, aber eine völlig andere Geschichte hat, tritt Martin Freeman an seine Stelle. Immer noch mit nervendem ‚Yah‘, einem nicht perfekten amerikanischen Akkzent, aber mit seiner großartigen Mimik, seiner linkischen Underdog-Attitude und einem spektakulären Abgleiten auf den Weg des ungewollten Mörders. Ebenso spektakular: Billy Bob Thornton als durchreisender Teufel. Mit unbewegter Miene ballert und manipuliert er sich durch die Serie, dass es eine diebische Freude ist. Ich könnte dranbleiben: Colin Hanks, ‚better call Saul‘-Bob Odenkirk aus ‚Breaking Bad‘, die großartige Allison Tolman – der Cast ist 1A, und das gilt genauso für das gewiefte Script voll schwarzem, bitterbösem Humor.
1. Platz
Sherlock
Muss ich’s wirklich noch aussprechen? Jeder, der mir auf Twitter folgt, weiß, dass ich der BBC-Reihe um der Welt einzigen ‚consulting detective‘ und seinen ‚Blogger‘ Dr. John Watson restlos verfallen bin. Und dabei geht es nicht um hysterisches Fangirlen, wenn Benedict Cumberbatch auftaucht (obwohl mir als Hörbuchfan seine schöne Stimme weiche Knie verursacht). Es geht um alles: Die Serienschöpfer und Fanboys Mark Gatiss und Steven Moffat haben den Stoff von Arthur Conan Doyle genial ins 21. Jahrhundert verfrachtet, mit cleveren Stories, faszinierenden Charakteren, innovativer Cinematografie und in einem Look, der die Coolness und altwürdige Eleganz meiner Lieblingsstadt London perfekt inszeniert. Dann noch der unverkennbare Soundstrack von David Arnold, der großartige Martin ‚The Hobbit‘ Freeman als perfektes Gegenstück zu Cumberbatch’s ätherisch-arrogantem Sherlock, Andrew Scott als wahnwitziger Moriarty – SO macht man Fernsehen. GENAU SO. Und nicht anders.
Und, außer Konkurrenz:
24 – Live Another Day
Jack Bauer und mich verbindet eine ganz alte Freundschaft. Die anfing mit Entsetzen: Nach dem Ende von Staffel 1 war ich so geschockt und wütend auf die Autoren, dass ich ganze vier Jahre brauchte, um dann doch noch süchtig zu werden nach den Erlebnissen des Anti-Terror-Agenten. Das Echtzeit-Konzept der Serie war innovativ, genau wie das Editing, und die Sendung nahm in erschreckend prophetischem Ausmaß tatsächliche Ereignisse vorweg. Kiefer Sutherland fand in Jack Bauer die Rolle seines Lebens. Nach dem eigentlichen Serien-Ende gab’s dieses Jahr eine Zugabe: Die auf 11 Folgen reduzierte 9. Staffel ’24 – Live Another Day‘. Komprimierter, ohne lästige Neben-Erzählstränge, mit einem weitgehend abgebrühten Jack Bauer, ist sonst alles wohlig beim Alten geblieben: Action, Spannung, teils haarsträubender Plot und heroische Tragik.
Durch unsere gemeinsame Begeisterung für die Serie habe ich eine meiner besten Freundinnen kennengelernt, und spätestens seit wir vor drei Jahren gemeinsam in New York Kiefer Sutherland auf der Theaterbühne erleben durften, bin ich nicht mehr zu einer objektiven Beurteilung von ’24‘ in der Lage. Daher: Jack Bauer rockt. Forever.
So. Jetzt seid ihr dran! Was waren eure Lieblings-Tv-Serien 2014? Was habe ich möglicherweise verpasst?