Rezension: ‚Zorn – Wo kein Licht‘ von Stephan Ludwig

Zorn - Wo kein LichtTitel: ‚Zorn – Wo kein Licht‘ (Zorn #3)

Autor: Stephan Ludwig

Sprache: Deutsch

Format: Hörbuch

Anbieter: Argon Verlag

erschienen: 29.8.2013

Länge: 8 Std. 23 min (gekürzt)

Das Hörbuch als Download gibt es bei audible.de, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95.

Eine Hörprobe gibt es HIER,  auf der Produktseite von audible.

Beschreibung (audible):

Hauptkommissar Claudius Zorn weiß nicht, wo ihm der Kopf steht. Die Ereignisse überschlagen sich: Ein Banker springt von einer Brücke und erschießt sich im Fallen, ein Richter wird vermisst, und der Herbstball der Polizeigewerkschaft endet im Fiasko. Sein Kollege Schröder liegt mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus und kann nicht wie gewohnt den ermittlerischen Input liefern. Aber dann erhält Zorn einen entscheidenden Hinweis und hat schnell den Verdacht: Alle Verbrechen hängen zusammen. Nur leider glaubt ihm keiner. Mit fatalen Folgen…

Zum Hörbuch:

Zorn und Schröder. Die zwei haben mich in ZORN – TOD UND REGEN zum Lachen und in ZORN – VOM LIEBEN UND STERBEN zum Weinen gebracht. Ans Herz gewachsen sind mir der stinkfaule, knurrige Hauptkommissar und sein enthusiastischer Assistent dabei. Ein so originelles Duo hat die deutsche Thriller-Landschaft gebraucht!

Sowohl Teil 1 als auch Teil 2 der Reihe hatten ihre Schwächen. Im ersten Buch konnte Stephan Ludwig die mit Slapstick-Humor glattbügeln, und im zweiten mit unerwartet düsterem Tiefgang.

Jetzt also Buch 3. Tja, und da haben wir den Salat.

Auch Buch 3 ist zu empfehlen. Ludwig entwickelt seine Figuren konsequent weiter, streut wieder Humor in die Geschichte, ein bisschen Grausen hier, eine überraschende Wendung da. Und die Handlung an sich ist diesmal sogar richtig gut ausbalanciert mit den kleinen Anekdoten rund um die Figuren Zorn und Schröder herum. Gut gefällt mir auch, dass Ludwig am Ende zwar wieder einiges erklären muss, es aber nicht zu einem langwierigen Monolog kommt. Der Autor baut die Erklärung in den spannenden Showdown ein. Von der Struktur her und der Stringenz hat sich die Zorn-Reihe also gemausert.

Aber. Jetzt kommt’s. War Teil 1 besonders witzig und Teil 2 besonders finster, so fehlt Teil 3 einfach das Besondere. Man hat den Eindruck, Ludwig habe den teils übertriebenen Slapstick zurückgefahren und sich auch davor gehütet, wieder so finster zu werden wie in TOD UND REGEN. Schön, wenn sich ein Autor davor hütet, über’s Ziel hinaus zu schießen. Das führt aber dazu, dass WO KEIN LICHT das gewisse Etwas fehlt. Es ist ein solider deutscher Thriller mit Humor und – ganz am Ende – etwas Grauen. Der Schluss ist nicht unbedingt vorhersehbar, aber man ahnt früh, dass es so einfach nicht ist, wie es aussieht. Dass da noch eine Wendung kommt. Die kommt dann auch, und ich bin darüber erleichtert, aber es haut mich nicht um.

Man kann auch wieder schön über den tolpatschigen Zorn lachen. Sein Eifersüchteleien gegenüber dem wandelnden Klischee-Öko namens ‚Müsli-Hermann‘ sind nett zu verfolgen, und mit Schröder wirft er sich in den Dialogen wie gewohnt gekonnt die Bälle zu. Mit der Nebenhandlung um Schröders Eltern sorgt Ludwig auch für etwas Tiefgang und eine ernstere Note.

Es ist also alles gut gemacht, mich hat das Hörbuch unterhalten, und Fans der Reihe werden wieder ihre Freude an diesem Band haben. Aber ich vermisse das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Da hilft es auch nicht, dass mir Ludwig ganz am Ende noch mit Ungewissheit und einem möglichen Abschied kommt.

Zum Sprecher:

Zu David Nathan fallen mir langsam keine neuen Lobeshymnen mehr ein. Nicht umsonst wurde er dieses Jahr bei audible.de zum beliebtesten Sprecher gewählt. Wegen seiner königlichen Darbietung schon in den Vorgängern habe ich zugunsten des Hörbuchs die Zähne zusammengebissen und nicht gleich bei Erscheinen von WO KEIN LICHT die Print-Version aus dem Regal des Buchladens an mich gerissen.

Nathan lässt Zorn murren, rumpöbeln, und trotzdem hört man den weichen Kern unter der rauen Schale. Umgekehrt bekommt Schröder ein weichere, höhere Stimme, und man spürt trotzdem, dass man diesen Typen nicht unterschätzen sollte – messerscharf kann er werden, und das hört man dann auch.

Keinerlei Probleme hat Nathan auch mit den zahlreichen Nebenfiguren. Es ist erstaunlich, wie er immer wieder neue Nuancen findet. Es wird einfach nie langweilig mit ihm.

Fazit:

Ein guter dritter Band der Zorn-Reihe, der an Struktur gewinnt und ordentliche Spannungsmomente hat, sich in Sachen Humor und Düsternis aber etwas zurücknimmt. Zorn und Schröder agieren gewohnt charmant, und Ludwig entwickelt ihre Geschichte schön weiter, auch wenn die Spritzigkeit des Anfangs nicht mehr so überschäumt.

Insgesamt führt das zu einem soliden deutschen Thriller, getragen von einem liebenswerten Ermittler-Duo. Es fehlt aber das Besondere. Etwas, das WO KEIN LICHT nicht nur gut, sondern umwerfend machen könnte.

Über die Gesamtnote ‚gut‘ kommt dieser Band bei mir nicht hinaus. Aber ‚gut‘ müssen andere ja erst mal schaffen.

Bewertung:

Hörbuch: 7 von 10 Punkten

Sprecher: 10 von 10 Punkten

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