Shorties – Nr. 9

Diesmal bei den Shorties: Eine Romanze aus der Fanfiction-Welt, eine gothic angehauchte, queere Buch-im-Buch-im-Film Geschichte und eine Cabaret-artige Bühnenshow zum Hören.

Titel: Spoiler Alert
Autorin: Olivia Dade
Sprecherin: Isabelle Ruther
Verlag: Harper Audio
erschienen: 06.10.2020
Länge: 12:48 Std., ungekürzt

Auf der Suche nach etwas Fluffigem für den langen Lockdown-Winter landete ich bei dieser wirklichkeitsfremden Romanze angesiedelt in der Welt der Fanfiction. Darin beschließt eine kurvige Wissenschaftlerin und Fanfiction-Autorin, sich nicht mehr zu schämen: Weder für ihre Rundungen noch für die Fanfiction, die sie über eine Game of Thrones-ähnliche Serie schreibt. Durch eine PR-Aktion trifft sie auf den Hauptdarsteller eben dieser Serie – und der verbirgt etwas vor April und der Öffentlichkeit. Toll: die body positivity und die Liebeserklärung an Fanfiction. Allerdings ist die Hauptfigur manchmal etwas nervig, und wer sich nicht mit dem Fanfiction-Forum AO3 und dem zugehörigen Vokabular auskennt, wird keine Ahnung haben, wovon die Rede ist. Und: Die Story gleitet von fluffiger Romantik in das ab, was in der Welt der Fanfiction als „smut“ bezeichnet wird – ein sehr offenherzig beschriebene Sexszene nach der anderen. Ich mag ja Fanfiction, aber das war mir dann doch alles zu überzogen und zu „smutty.“

Titel: Plain Bad Heroines
Autorin: Emily M. Danforth
Sprecherin: Xe Sands
Verlag: Harper Audio
erschienen: 20.10.2020
Länge: 19:27 Std., ungekürzt

In einem Internat, in dem früher unter mysteriösen Umständen nach der Lektüre eines skandalträchtigen Buches drei Mädchen starben, wird Jahrzehnte später ein Film darüber gedreht – und wieder geschehen beängstigende Dinge. Hört sich spannend an? War es dann aber nicht, denn um diesen durchaus interessanten, auf zwei Zeitebenen verteilten Plot herum gibt es uuunendlich viel Gerede über Hollywood, Instagram und das persönliche Gewese der Hauptfiguren, von denen keine wirklich sympathisch ist. Schade, denn der Roman, der unzureichend als „sapphic romance“ beworben wird, hat lauter queere, weibliche Charaktere im Zentrum, und daraus hätte man mehr machen können als viel heiße Luft um eine eigentlich gute, verschachtelte und nur teilweise gruselige Idee. Das konnte auch eine meiner Lieblingssprecherinnen, Xe Sands, nicht retten. Triggerwarnung: Wer Angst vor Wespen hat, sollte einen weiten Bogen um diesen Roman machen! Ich bin enttäuscht.

Titel: Legal Immigrant
Autor/Performer: Alan Cumming
Anbieter: Audible Originals
erschienen: 21.11.2019
Länge: 2:16 Std.

Meine Erwartungen erfüllt hat allerdings diese live aufgenommene Song/Comedy-Nummer von Schauspieler Alan Cumming. Ebenso bekannt für seine ernsten TV-Rollen wie für Shakespeare-Stücke und offenherzige, leidenschaftliche Auftritte in Cabaret-Shows, erzählt das schottische Multitalent in „Legal Immigrant“ zwischen dem Singen kitschig-ikonischer Songs kleine, frivole Anekdoten und betont beherzt, dass die USA ein Land der Einwanderer sind. Im Anschluss folgen ein paar kurze Interviews mit Bekannten von Alan – mehrere von ihnen queer – die von ihren Erfahrungen als Einwanderer und dem schwierigen legalen Prozess berichten. Nicht sonderlich tiefgründig, aber unterhaltsam und mit Alan-typischem Enthusiasmus, sind das schwungvoll verbrachte 2 Stunden vor ernsterem Hintergrund – insofern man sich vorher darüber klar ist, dass es sich hier nicht um ein Hörbuch, sondern eine Shownummer handelt!

Rezension: Not My Father’s Son von Alan Cumming

Alan Cumming_Not My Fathers Son_300
Titel: Not My Father’s Son
Autor: Alan Cumming
Sprache: Englisch
Format: Hörbuch
Sprecher: Alan Cumming
Anbieter: Harper Audio
erschienen: 07.10.2014
Länge: 06 Std. 28 Min.

Das Hörbuch ist als Download bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95 (regulärer Preis €15,95). Eine Hörprobe findet ihr auf der Produktseite von audible.

Inhalt (audible):

Dark, painful memories can be like a cage. Or, in the case of Alan Cumming, they can be packed away in a box, stuck in the attic to be forgotten. Until one day the box explodes and all the memories flood back in horrible detail. Alan Cumming grew up in the grip of a man who held his family hostage, someone who meted out violence with a frightening ease, who waged a silent war with himself that sometimes spilled over onto everyone around him. That man was Alex Cumming, Alan’s father.

When television producers approached Alan to appear on a popular celebrity genealogy show in 2010, he enthusiastically agreed. He hoped to solve a mystery that had long cast a shadow over his family. His maternal grandfather, Tommy Darling, had disappeared into the Far East after WWII. Alan’s mother knew very little about him – he had been a courier, carrying information between battalions on his motorbike. The last time she saw her father, Alan’s mother was eight years old. When she was 13, the family was informed that he had died by his own hand, an accidental shooting.

But this was not the only mystery laid before Alan’s feet. His father, whom Alan had not seen or spoken to for more than a decade, reconnected just before filming for Who Do You Think You Are? began. He had a secret he had to share, one that would shock his son to his very core and set into motion a journey that would change Alan’s life forever.

Zum Hörbuch:

Wer ist denn Alan Cumming? Das werden sich einige von euch fragen. Nun, er ist ein schottischer Schauspieler und Hörbuchsprecher. In Deutschland kennt man ihn am ehesten aus der US-Serie ‚The Good Wife‘ als Kampagnenmanager Eli Gold und als ‚Nightcrawler‘ im Kinofilm ‚X-Men 2‘. Am Broadway stand er bereits singend und tanzend in ‚Cabaret‘ auf der Bühne, und derzeit beeindruckt er dort in einer Ein-Mann-Performance von ‚Macbeth‘. Apropos ‚Macbeth‘ – seine fulminante Lesung des Hörbuch’s ‚Macbeth: A Novel‘ solltet ihr ebenfalls kennen. Das war jedenfalls meine erste, prägende Berührung mit Alan Cumming und machte mich zum Fan.

Wer dem Schauspieler in den sozialen Netzwerken und Nachrichten folgt, erlebt eine schillernde, facettenreiche Persönlichkeit, einen selbstbewussten und extrovertierten Mann, der offen zu seiner Bi-Sexualität steht, einen Bühnendarsteller, der bis zur körperlichen Schmerzgrenze alles in seine Performance legt.

1965 in Schottland geboren, legt er jetzt seine Memoiren vor. Obwohl – mit der üblichen Selbstbeweihräucherung und dem autobiographischen Blabla der meisten Celebrity bios hat das hier GAR NICHTS zu tun. Zwar erfährt man ein bisschen über Alan’s Werdegang, aber das wirklich nur nebenbei. Dreh- und Angelpunkt seiner zwischen Kindheit und Gegenwart hin- und herspringenden Erinnerungen ist die Beziehung zwischen Cumming und seinem Vater.
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