
Titel: Project Hail Mary
Autor: Andy Weir
Format: Hörbuch
Sprecher: Ray Porter
Verlag: Audible Studios
erschienen: 04.05.2021
Länge: 16:10 Std., ungekürzt
Das ungekürzte Hörbuch ist als Download erhältlich bei audible.de, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95. (regulärer Preis € 30,95). Eine Hörprobe findet ihr auf der Produktseite von Audible.
Auf Deutsch ist der Roman unter dem Titel „Der Astronaut“ im Heyne-Verlag erschienen.
Zum Hörbuch:
Wenn man nach einer OP zuhause auf der Couch noch ziemlich ramponiert mit den Nachwirkungen einer Vollnarkose kämpft, gibt es keinen unterhaltsameren Zufall als ein Hörbuch auf den Ohren, in dem die Hauptfigur sich in einer ganz ähnlichen Lage befindet.
Ryland Grace, der Protagonist von „Project Hail Mary“, war zwar nicht – wie ich im August, als ich das Hörbuch gehört habe – operiert worden, aber er erwacht aus einem Koma, orientierungslos, ohne jede Ahnung, wo er ist oder auch nur wer er ist. „Was ist zwei plus zwei?“ fragt ihn eine nervige Computerstimme immer wieder, bis er schließlich die korrekte Antwort hervorbringt. Die darauf folgende Frage nach seinem Namen wird lange unbeantwortet bleiben.
Da dies ein Science-Fiction-Roman ist und der Titel „Hail Mary“ es den Englisch-Kundigen bereits andeutet („Hail Mary“ ist eigentlich das „Ave Maria“-Gebet, bedeutet im American Football aber einen letzten, langen Pass am Ende des Spiels, von dem es fast unmöglich ist, ins Ziel zu gelangen), ist es kein Spoiler, dass unser zu Bewusstsein gelangter Protagonist sich auf einem Raumschiff im Weltall befindet, und zwar auf einer verzweifelten Rettungsaktion. Flashbacks ereilen ihn, während er langsam seine Umgebung erkundet und sich über seine Situation im Klaren wird – gemeinsam mit uns als Leser*innen, und das macht es zusätzlich spannend. Was Grace’s Gehirn nicht abhanden gekommen ist, sind seine wissenschaftlichen Kenntnisse und seine ganz pragmatische Survival-Natur, und so tastet er sich, genauso erstaunt über seine Fähigkeiten wie wir, Schritt für Schritt vorwärts in Richtung Selbsterkenntnis und Weltrettung.
Das hört sich nach „The Martian 2.0“ an, nicht wahr?
Ist es auch. Die Ähnlichkeiten sind wirklich frappierend. Derselbe Die-Hard-Typus mit demselben lakonischen Humor schlägt sich alleine im Weltall durch – HALT. Nicht allein! In „The Martian“ hatte Mark Watney zumindest auf der Erde Freunde, die ihm von fern unter die Arme gegriffen haben, und auch hier bekommt Ryland Grace in der zweiten Hälfte des Buches tatkräftige Unterstützung von weit her. Noch viel mehr spielt hier das Was und Wie einer Kommunikation eine Rolle, das Miteinander, und diesmal geht es um echte, tiefe Freundschaft. Ich würde gerne mehr dazu sagen, aber ich möchte euch nicht zu sehr spoilern.
Für mich ist es genau dieser Faktor, der „Project Hail Mary“ für mich besser macht als „The Martian“. Ja, es gibt Längen. Natürlich gibt es wieder viel Wissenschaft und Technik, die erklärt werden – zwar runtergebrochen auf Laien-Niveau und äußerst unterhaltsam rübergebracht, aber man sollte schon ein gewisses Interesse aufbringen. Ich habe auch gehört, dass Andy Weir ein paar wissenschaftliche Fehler oder unlogische Erfindungen gemacht hat, und Science-Nerds regt das bestimmt auf, mich aber nicht. Und der Schluss? Für die einen ein überraschender Geniestreich, für die anderen ein Cop-out, mit dem Andy Weir es sich einfacher machte. Doch der Sprecher, Ray Porter, trägt das alles so großartig, humorvoll und enthusiastisch vor, dass es für mich nie langweilig wurde und ich das Hörbuch durch und durch geliebt habe. Und dazu kommt dann die emotionale Seite. „Project Hail Mary“ hat für mich unterm Strich einfach mehr Herz.
Zum Sprecher:
Überhaupt: Ray Porter! Eine grandiose, authentische, mitreißende Vorstellung von der ersten Sekunde an. Neben unserem Helden Ryland Grace tobt er sich auch noch in verschiedensten Akzenten aus, und selbst wenn die nicht alle perfekt sind, geben sie jeder Figur ihre eigene Farbe und ein Gesicht. Schon die Hörprobe hat mich vom Hocker gerissen, und allein schon wegen ihm habe ich „Hail Mary“ inzwischen bereits ein zweites Mal durchgehört. Da stand ich dann übrigens nicht mehr unter Medikamenten und fand’s genauso toll. ;-)
Fazit:
Wer „The Martian“ mochte und mit einer Art Neuaufguss, der das Ganze noch mal toppt und ein paar neue Nuance hinzufügt, glücklich wäre: „Project Hail Mary“ lesen! Wer sich dabei auch noch von einem grandiosen Hörbuchsprecher bestens unterhalten lassen möchte: Das englische (bzw. amerikanische) Hörbuch hören! Für Weltraum-Nerds mit Humor und Herz.
Bewertung:
Hörbuch:
Sprecher: