Titel: Die bessere Hälfte: Worauf wir uns mitten im Leben freuen können
Autoren: Dr. Med. Eckhart von Hirschhausen, Prof. Dr. Med. Tobias Esch
Format: Hörbuch-CD
Verlag: der Hörverlag
erschienen: 14.09.2018
Länge: ca. 1:11 Stunden
Inhaltsangabe:
Könnte es sein, dass die Zufriedenheit nach der Jugend und der stressigen Phase in der Mitte des Lebens nicht schwindet, sondern sogar wächst? Eckart von Hirschhausen und Tobias Esch, die beiden Experten für das Glücklichsein, tun sich zusammen um zu klären: Worauf darf man sich mitten im Leben freuen? In ihrem Dialog prüfen sie die These, dass das Lebensglück bis ins hohe Alter ansteigen kann. Und so entsteht ein Gespräch, bei dem beide – der Fernsehmoderator und der Gesundheitsforscher – persönliche Vorbilder benennen, Anknüpfungspunkte zu eigenen Erfahrungen geben und, trotz mancher Tücken, Lust machen auf das Älterwerden.
Zum Hörbuch:
Das Gespräch zwischen von Hirschhausen und Esch ist schnell gehört (und der Zielgruppen-Hörer benötigt, anders als bei der Printausgabe, noch nicht mal eine Lesebrille.) Die erste Überraschung: Das hier ist keine Comedy, und die erwartet man von Hirschhausen ja erstmal. Sanfter Humor zieht sich zwar durch den Dialog zwischen dem Arzt/Comedian und seinem Mediziner-Kollegen und Freund Esch, aber wirklich nur ganz sachte.
Dieses Hörbuch ist tatsächlich ein Gespräch über das Älterwerden und über die Aussagen von Statistiken dazu. Zwar ist von „7 steilen Thesen“ die Rede, aber im Grunde genommen geht es um eine zentrale Frage: Sind wir im Alter möglicherweise gar nicht unglücklich, sondern im Gegenteil viel zufriedener als vorher?
Genau das belegen die beiden Herren anhand von Zahlen, gewonnen aus Umfragen. Schmunzelnder Anknüpfungspunkt ist die erste Lesebrille im Leben der Autoren – der vermeintliche Startschuss für die zweite Lebenshälfte, der einen zum Nachdenken bringt (was ich bereits gut nachvollziehen kann).
Dann rankt sich das Gespräch um Lebensphasen, um deren Stressfaktoren, um Gesundheit und um eben jene Statistiken. Am Ende steht die ermunternde Erkenntnis, dass ein Großteil der „Alten“ trotz körperlicher Beschwerden sehr zufrieden sind – sogar mehr als in jüngeren Jahren. Da spielen solche Sachen rein wie die überstandene Hektik der Kindererziehungs- und alte Eltern versorgenden Phase, aber auch ein Ende der suchenden Unruhe, und dafür ein Angekommensein im Leben. Die Bereicherung, als Großeltern Lebenserfahrung weitergeben zu können, seine gesammelte „Weisheit“ teilen zu können, spielt eine Rolle. Außerdem natürlich die Fortschritte in der Medizin, die viele Wehwehchen im Alter so im Zaum halten, dass Lebensqualität erhalten bleibt.
Natürlich gehören zu einer Statistik auch immer die Ausreißer. Die gibt es, und die werden erwähnt. Beide Autoren sind sich bewusst, dass es um eine Mehrheitenstatistik geht, und nicht um eine generelle Garantie. Dieser Teil wird kurz abgehandelt – dieses Hörbuch soll ein positives sein, dass ist klar.
Was dadurch nicht diskutiert wird, sind eben diejenigen, die im Alter unter Krankheit, Einsamkeit oder Armut leiden. Die gibt es. Die sehen wir jeden Tag Pfandflaschen aus Mülleimern wühlen oder lesen sie als Randnotiz, wenn ein alter Mensch, den niemand vermisst hat, alleine tot in seiner Wohnung gefunden wird. Insgesamt wird das Alleinsein im Hörbuch zu sehr übergangen: Die Statistik scheint viel auf Menschen zu beruhen, die eine Familie haben und als Großeltern eine wertvolle, erfüllende Rolle übernehmen. Davon sprechen die beiden Ärzte jedenfalls ständig. Was mit denen geschieht, die eben jene Großelternphase nicht antreten können, die vielleicht sogar partnerlos ihr Leben zu Ende führen, wird nicht diskutiert. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen (die ja oft mit Einsamkeit einhergehen) sind kein Thema.
Zu den Sprechern:
Das Gespräch wirkt genau wie ein solches: natürlich, als hätte das jemand wirklich bei einem Kaffeetrinken aufgenommen (allerdings ohne Kaffeetassengeklimper). Es ist wirklich nicht zu erkennen, wie viel Skript und Vorleserei da involviert ist, und es hört sich nicht an wie ein vertontes Buch (das ja eigentlich ein aufgeschriebenes Gespräch ist), sondern wie Geplauder um einen roten Faden herum. Beiden Herren kann man gut zuhören. Sie reden verständlich, angenehm, unangestrengt. Das Konzept „Wir lauschen einem Gespräch“ geht auf.
Fazit:
Unterm Strich steht ein Dialog, der positiv stimmen, Ängst vor dem Älterwerden nehmen und die guten Seiten aufzeigen soll. Zahlen belegen die Aussagen der beiden selbst „mittelalten“ Herren, und die glaubt man ihnen gerne. Ein paar interessante Denkanstöße werden mit auf den Weg gegeben, mehr allerdings auch nicht. Nachhallen tut da nicht viel. Negatives wird dzu stiefmütterlich behandelt, wenn auch zumindest anerkannt. Summa summarum ein Hörbuch, das man einem Menschen, der gerade seine erste Lese- oder Gleitsichtbrille mit Schrecken auf der Nase hat, sehr gut schenken kann, um die Sache (nebst Brillen und Hörhilfen) in ein teils überraschendes, freundliches Licht zu rücken.
Danke an den Hörverlag für das Rezensionsexemplar!