Rezension: „Romeo and Jude“ von Marty Ross

Romeo and Jude von Marty RossTitel: Romeo and Jude
Autor: Marty Ross
Format: Hörspiel
Sprache: Englisch
Sprecher: Owen Teale, Nick Moran, Matthew Tennyson u.a.
Anbieter: Audible Studios
erschienen: 10.02.2016
Länge: 05:43 Std., ungekürzt

Das Hörspiel ist bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo €9,95 (regulärer Preis €20,95). Eine Hörprobe findet ihr auf der Produktseite von audible.

Inhalt:

A gritty reimagining of Shakespeare’s famous tragedy – full of passion, emotion, scandal, disillusionment and family fallout. A brand new modern-day audiobook adaptation of William Shakespeare’s classic love story.

Zum Hörspiel:

Eine moderne, englische Hörspiel-Adaption von Shakespeare’s bekanntester Liebestragödie. Dazu noch ein „Game of Thrones“-Darsteller (Owen Teale, „Ser Allisar Thorn“ von der Night’s Watch) als eine der Hauptfiguren. Dass ich das hören muss, ist ja klar!

Shakespeare’s berühmtes Stück als LGBT-Drama

Schon der Titel deutet an, dass wir es mit einer Romanze zwischen zwei Männern zu tun bekommen. Das macht mich erst recht neugierig. Und wenn man bedenkt, dass Shakespeare in seinen Stücken ein munteres Spiel mit den Geschlechtern trieb und zu seinen Lebzeiten die weiblichen Rollen von Männern gespielt wurden, ist das auch gar keine überraschende Variante.

Und so werden wir Zeugen, wie sich bei einer Aufführung von „Romeo und Julia“ ein alternder, überdrüssiger Midlife-Crisler und der junger College Drop-Out Jude ineinander verlieben. Besonders das zunächst zögerliche, dann stürmische Aufblühen von „Romeo“ ist gut gemacht und schön mit anzusehen. Was natürlich auch an der stimmlichen Performance von Owen Teale liegt.

Achtung: enthält Sex!

Wer mit expliziten Szenen nichts anfangen kann, wird hier sehr erröten. Diese zwei gehen sich an die Wäsche, entdecken ihre Sexualität direkt vor dem Hörspielmikro – auch das keine Überraschung, wenn man an Shakespeare’s für damals schon recht frivole Aufführungen denkt.

Es wird melodramatisch

Was LGBT angeht, zieht Autor Marty Ross wirklich alle Register. Vielleicht am Ende ein bisschen zu viele. Er mischt Homosexualität mit krassem Altersunterschied, und im Verlauf entdeckt eine Hauptfigur, dass sie vermutlich gender fluid ist. Während das späte Erblühen von „Romeo“ mit Hilfe des jungen Jude erst zart, dann wunderbar leidenschaftlich wirkt, sorgt das ganze cross dressing und „heute bin ich Jude“ bzw. „heute bin ich Julia“ für ein bisschen Überfrachtung. Zumal die wirklich anrührende Tragödie im letzten Drittel ins Melodramatische rutscht. Etwas weniger dick aufgetragen wäre wirklich mehr gewesen.

Geräuschkulisse gut, Lautstärke aus der Balance

Von der Produktion her ist das Hörspiel solide. Sooo eine große Geräuschkulisse braucht man für dieses Stück ja nicht, und angemessener Hintergrundsound sorgt für Drinnen-Draußen Atmosphäre und die Gewissheit, dass man ein Hörspiel im Ohr hat. Den Großteil des Hörspiels tragen ohnehin die Sprecher – und hier ist es etwas schade, dass die Hauptdarsteller-Stimmen unausgewogen laut bzw. leise sind. Owen Teale übertönt mit seiner satten und energetischen Stimme gerade den zarten Matthew Tennyson leider häufig, so dass man immer wieder an der Lautstärke rumfriemeln muss. Hätte man das nicht besser aussteuern können?

Owen Teale: Von der Nachtwache zum späten Romeo

Gerade Owen Teale macht allerdings Spaß. Er, den wir als grimmigen Night’s Watch Wächter kennen, wird hier natürlich komplett gegen den Strich gebürstet. Seine anfängliche Weltmüdigkeit, seine Zweifel lösen sich auf in ein glühendes „Herbsterwachen“ und dann – wir kennen die Geschichte alle – in schmerzende Tragik (auch wenn das Ende nicht genau so abläuft wie im Original).

Fazit:

Shakespeare’s Originalstück „Romeo und Julia“ ist schon sehr dramatisch. „Romeo & Jude“ setzt dem noch einen Tacken drauf. In die heutige Zeit versetzt, mit einer etwas überladenen homosexuellen Romanze als Zentrum, schraubt sich Marty Ross‘ Hörspiel zu melodramatischen Höhepunkten hoch. Am Ende kippt das ganze ins Übertriebene. Aber dafür hatte der gute alte Shakespeare ja auch ein gewisses Faible.

Bewertung:

Hörspiel: 6 von 10 Punkten
Sprecher: 8 von 10 Punkten

Ein Gedanke zu “Rezension: „Romeo and Jude“ von Marty Ross

Schreib' einen Kommentar!

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..