Titel: A Head Full Of Ghosts
Autor: Paul Tremblay
Sprache: Amerikanisch
Format: Hörbuch
Sprecherin: Joy Osmanski
Anbieter: Harper Audio
erschienen: 02.06.2015
Länge: 08 Std. 49 Min., ungekürzt
Dieses Hörbuch ist als Download bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95 (regulärer Preis € 21,95). Eine Hörprobe findet ihr ebenfalls auf der Produktseite von audible.
Inhalt:
The lives of the Barretts, a normal suburban New England family, are torn apart when 14-year-old Marjorie begins to display signs of acute schizophrenia. To her parents‘ despair, the doctors are unable to stop Marjorie’s descent into madness. As their stable home devolves into a house of horrors, they reluctantly turn to a local Catholic priest for help. Father Wanderly suggests an exorcism; he believes the vulnerable teenager is the victim of demonic possession.
Zum Hörbuch:
A HEAD FULL OF GHOSTS ist beunruhigend. Das liegt nur teilweise an Marjorie und ihrem beängstigenden Verhalten. Die Gute-Nacht-Geschichten, die sie ihrer kleinen Schwester erzählt, werden immer verstörender. Längere Phasen anscheinend ganz normalen Auftretens schlagen ohne Warnung in Eskalation um. Diese Szenen sind selten, aber immer gerade, wenn man denkt, Marjorie spielt nur ein Spiel, kommt es zu Aussetzern, die dann doch sehr an DER EXORZIST erinnern. Spätestens, als Marjorie mit Händen und Füßen von der Decke hängt, fragt man sich, ob es hier noch mit rechten Dingen zugeht.
Und das ist das eigentlich Beunruhigende: Man erfährt es nie. Ob Marjorie psychisch krank ist oder tatsächlich von einem Dämon besessen, bleibt eine ungeklärte Frage – sicher beabsichtigt, für mich aber ein Grund, diesen Mix aus Medienkritik, Exorzismus-Drama und Familientragödie innerlich abzulehnen. Auch im Nachhinein lässt sich nichts wirklich einordnen. Auch die Botschaft nicht.
Klar, in erster Linie geht es um die mediale Vermarktung dieser Familienkrise. Aus Geldnot und Verzweiflung lassen sich Marjorie’s Eltern darauf ein, einen durch einen Priester vollzogenen Exorzismus in einer mehrteiligen Reality-Show zu veröffentlichen. Gerade am Schluss, aus der Rückschau von Marjorie’s erwachsen gewordener Schwester, wird der künstliche Hype, die Ausschlachtung, die Manipulation der Zuschauer deutlich und scharf kritisiert.
Aber darüber hinaus wird nie klar, ob die furchtbare seelische Situation der Eltern und der Schwester der Kern der Sache sind, oder Marjorie selbst, oder eben die Medienkritik. Ob böse Mächte am Werk sind, eine Psychose oder einfach ein aus der Bahn geratener Teenager hinter Marjorie’s Verhalten stecken. Ob vielleicht der Vater gar der Verrückte ist, mit seiner Flucht in religiöse Errettung. Ob Marjorie’s kleine Schwester eine Verzerrung der Ereignisse darstellt und das alles überhaupt wahr ist.
Alles davon wird angedeutet, aber nichts durchgezogen. Wenn das beabsichtigt ist, so ist die Wirkung bei mir ein ziemliches Grauen anhand des Schlusses, aber darüber hinaus nur Unverständnis, Unbehagen, Verstörung. Vielleicht wollte das Tremblay genau so. Aber daraus kann ich zumindest nichts lernen, nichts mitnehmen. Und das hatte ich bei diesem Buch erwartet.
Zur Sprecherin:
Joy Osmanski ist gut gewählt. Eine junge Stimme, und da die Erzählerin eine junge Frau sein soll, die sich in Ereignisse aus ihrer Kindheit zurückversetzt, passt das. Sorge, kindliche Unbekümmertheit, Angst, Neugier – das bringt sie alles gut rüber. Tadellose Leistung.
Fazit:
A HEAD FULL OF GHOSTS weiß nicht, was es sein will – Exorzismus-Horror, die Dokumentation einer Psychose, Familiendrama, Medien- oder Religionskritik. Das wird alles in einen Topf geworfen, ohne jemals zu irgendeiner konkreten Schlussfolgerung zu kommen. Von der bissigen, treffenden Darstellung des TV-Zirkus und einem heftigen Schluss mal abgesehen, ein (Hör-)buch, bei dem mir eine Aussage gefehlt hat, die über pure Verstörung hinausgeht. Von vielen hoch gelobt, weiß ich nicht, warum ich das so gut finden soll.
Bewertung:
Hörbuch: 4 von 10 Punkten
Sprecherin: 7 von 10 Punkten