Rezension: ‚Beim Dehnen singe ich Balladen‘ von Jürgen von der Lippe

Jürgen von der Lippe Beim Dehnen singe ich BalladenTitel: Beim Dehnen singe ich Balladen: Geschichten und Glossen
Autor: Jürgen von der Lippe
Sprache: Deutsch
Format: Hörbuch (Live-Aufnahme)
Sprecher: Jürgen von der Lippe, Carolin Kebekus, Jochen Malmsheimer
Anbieter: Random House Audio Deutschland
erschienen:19.01.2015
Länge: 02 Std. 24 Min., ungekürzt

Das Hörbuch ist als Download bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95 (regulärer Preis hier ebenfalls € 9,95). Eine Hörprobe findet ihr ebenfalls auf der Produktseite von Audible.

Inhalt:

„Macht die Hose mich dick?“ „Schatz, ehrlich gesagt: Die Hose hat damit nichts zu tun!“

Sie sind böse, sie sind abgründig, sie sind dreist und blitzgescheit, vor allem aber überraschend und schmerzhaft komisch: die neuesten Kurzgeschichten und Glossen von Altmeister Jürgen von der Lippe, der sich einmal mehr selbst übertroffen hat…

Zum Hörbuch:

Ich brauchte etwas Witziges, etwas zum Ablenken, um einen schweren Bücherkater nach einem düsteren Roman zu überkommen. Und ich mag Jürgen von der Lippe. Seine Live-Programme sind klasse, und ich wehre mich seit Jahren gegen alle, die sagen, von der Lippe wäre zu banal, zu zotig. Tja. Dazu später mehr.

BEIM DEHNEN SINGE ICH BALLADEN ist glücklicherweise live aufgenommen, und das macht einen Großteil des Spaßes aus. Wo nicht künstlich eingespielte, sondern echte Lacher zu hören sind, steigt die Stimmung automatisch. Zumal Jürgen von der Lippe sich mit seinen Mitstreitern, der Comedienne Carolin Kebekus und dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer, sehr gekonnt und herrlich komisch die Bälle zuwirft.

Das gilt zumindest für das improvisierte Miteinander. Denn komischerweise sind die von von der Lippe geschriebenen und im Team vorgetragenen ‚Geschichten und Glossen‘ weit weniger witzig und charmant als das ungeprobte Bühnengeplauder. Tatsächlich sind viele der kurzen Texte schlüpfrige Witzchen mit nicht wirklich zündenden Pointen, und viele davon kommen mir platt und angestaubt vor.

Als bester Text entpuppt sich ironischerweise von der Lippes Auftakt ganz zu Anfang, wo es um die Publikumsreaktionen geht. Von der Lippe trägt diesen allein vor, in der feingeistigen, pointierten Süffisanz, die ich so an ihm mag. Sein Timing, seine Imitationen, seine Ironie – das passt bis aufs i-Tüpfelchen. Dass es dabei mal NICHT um Geschlechtsteile, Alkohol oder Frauen/Männer-Klischees geht, sollte ein Signal sein: An der Kritik an von der Lippe in Bezug auf Zotigkeit ist leider einiges dran, und es täte ihm gut, würde er sich auf anderes besinnen. Das kann er nämlich, und zwar gut.

Leider ist es auch so, dass die im Fernsehen wirklich lustige Carolin Kebekus in der reinen Hör-Aufnahme irgendwie nervig daherkommt. Es mag am fehlenden Bild liegen, doch ihre Stimme wirkt penetrant, die Darstellung überzogen. Besser schneidet da Jochen Malmsheimer mit seiner angenehmen Stimme und etwas mehr Zurückhaltung ab. Am liebsten wäre es mir jedoch gewesen, von der Lippe hätte diese Performance alleine gerockt. Mit seinen schauspielerischen Fähigkeiten und seiner eigenen Stimmenvielfalt hat er die Unterstützung durch andere Comedians nämlich gar nicht nötig.

Außer natürlich für das trietzende Geplänkel zwischen den ‚Geschichten und Glossen‘. Schon komisch, wie gesagt, dass diese nicht choreographierten Dialoge mich mehr zum Lachen bringen als die Witze selbst.

Fazit:

Da kann ich Jürgen von der Lippe als tollen Live-Performer noch so sehr verteidigen: Er wird hier seinem Klischee gerecht. Er ist ein klasse Entertainer, präsentiert aber schlüpfrige Witze, denen vielfach die Puste ausgeht, und die zu flach wirken für von der Lippes deutlich hörbare Lust an Sprache und Sprachwitz. Das Niveau entspricht nicht dem, was er eigentlich könnte – so fühlt es sich zumindest an. Dass ihn bei diesem Auftritt zwei Kollegen unterstützen, ist in den Dialogen miteinander sehr lustig, für die Geschichten selber aber seltsam kontraproduktiv. Gerade die hätte von der Lippe alleine besser vortragen können.

Ein Hörbuch wie ein Witz, der wirklich gut anfängt, dessen Pointe aber verpufft. Schon schade.

Bewertung:

Hörbuch (Texte): 3 von 10 Punkten
Performance: 6 von 10 Punkten

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