‚Lethal‘ von Sandra Brown

Titel: ‚Lethal‘
(noch nicht auf deutsch veröffentlicht)

Autorin: Sandra Brown

Sprache: Amerikanisch

Sprecher: Victor Slezak

Medium: Hörbuch-Download von audible.de für € 9,95 im Flexi-Abo (Normalpreis  20,95)

Länge: 12 Std 24 min

Hörprobe

Inhaltsangabe:

Als die 4jährige Tochter von Honor Gillette einen offenbar verwundeten Mann vor deren einsam gelegenem Haus in Louisiana sieht, eilt Honor ihm zu Hilfe – um fest zu stellen, dass es sich bei dem Mann um den überall gesuchten Lee Coburn handelt, der in der Nacht zuvor sieben Menschen ermordet haben soll. Coburn nimmt Honor als Geisel und nistet sich bei ihr im Haus ein. Offensichtlich sucht er nach etwas – Informationen von Honor’s verstorbenem Mann Eddie.

Schon bald ist nicht mehr klar, wer eigentlich der Böse in diesem Spiel ist – Coburn oder die örtliche Polizei, die ihm auf den Fersen ist. Oder hat möglicherweise sogar das FBI etwas mit den Morden zu tun?

Für Honor zählt zunächst nur eins: Sie muss das Leben ihrer Tochter Emily schützen. Sie tut, was Coburn ihr sagt. Aber bald kommen auch ihr Zweifel an den Hintergründen seiner Tat…

Zum Buch:

Dass es sich bei LETHAL um ein Hörbuch aus der Sparte ‚romantic thriller‘ handelt, war mir beim Erwerb nicht klar, und das mag manche meiner Kritikpunkte erklären. Mit diesem Genre, das einen Krimi mit einer Liebesgeschichte und der ein oder anderen Sexszene vereint, hatte ich zuvor noch keine Berührung. Ich ging also mit leicht verkehrten Erwartungen an die Geschichte heran.

Was ich erwartete, war ein Thriller. Action, Spannung, Nervenkitzel, Tempo. Und der Anfang schien das auch durchaus zu bieten. Aus Sicht von Honor erleben wir, wie Coburn in ihr Leben hereinbricht. Bedrohlich, leicht verwundet und wortkarg hält er Honor und die kleine Emily in deren Haus fest, verhört sie und stellt alles auf den Kopf. Honor, die zu Beginn des Buches noch etwas ängstlicher wirkt als zum Schluss hin, handelt wie eine Mutter: Sie folgt dem gefährlich und brutal wirkenden Coburn aufs Wort, um ihre Tochter zu beschützen. Emily bekommt den Ernst der Situation nicht mit. Sie versteht nicht, dass Coburn ein Eindringling ist, der ihr Leben bedroht. Es macht sogar ziemlich rasch den Anschein, als würde der Fremde Emily gefallen.

Honor verwirft mehrfach Gedanken an Flucht oder Notwehr (wegen Emily), und bei aller Furcht bekommen die Beschreibungen von Coburn einen unterschwellig attraktiven Touch. Das ist zu Beginn subtil, aber weist schon auf eine deutliche Richtung hin, in die sich die Beziehung der beiden entwickeln wird.

Das ist alles recht vielversprechend – wenn mich die sexuell aufgeladenen Passagen auch zunächst ein wenig irritiert haben. Zumindest, bis mir klar wurde, dass ich hier eine Thriller-Romanze lese. Jedenfalls bleibt das Thriller- oder vielleicht eher Krimi-Element erstmal im Vordergrund.

Neben dem Schauplatz in Honor’s Haus gibt es  weitere Handlungsstränge und -orte sowie einiges an ‚Besetzung‘, und man braucht ein bisschen, um alles zu sortieren. Vor allem die Gesetzeshüter in verschiedenen Varianten habe ich in Momenten der kurzen Ablenkung manchmal durcheinander gebracht. Man sollte beim Bücher hören eben nicht kochen…

Jedenfalls gibt es da die Zwillinge Fred und Durell, ihreszeichen Cops, deren Vorgesetzten Crawford, den FBI-Agenten Tom Van Alan und wiederum dessen Vorgesetzten Hamilton. Und Honor’s Schwiegervater Stan, einen Ex-Marine, Honor’s Freundin Tori sant Freund, den Handlanger Diego mit seiner Geliebten und – besonders wichtig – den mysteriös raunenden ‚Bookkeeper‘, der als Kopf hinter allem steckt.

Bei diesem eindrucksvollen Cast gilt es natürlich, herauszufinden, wer hier eigentlich gut und wer böse ist, und die Identität des ‚Bookkeepers‘ aufzudecken. Dazu bedarf es versteckter Informationen von Honor’s verstorbenem Mann Eddie (ebenfalls ein Cop). Und genau die sucht Coburn.

Mir hat bei der ganzen Sache allerdings über weite Strecken die Hochspannung gefehlt, die das  Szenario hergegeben hätte. Das Tempo ist doch eher mäßig, durch die vielen Handlungsstränge wird das nicht besser, und dann kommt natürlich noch hinzu, dass für das Label ‚romantic thriller‘ eine detailliert beschriebene Liebesnacht her muss.

Erst in den letzten zwei Stunden entwickelte sich das Hörbuch für mich zu dem ‚page turner‘, den ich erwartet hatte. Es gibt mehr Action, auch mehr Gewalt, und das Ganze schaltet ein paar Gänge höher. Auch der Schluss, der in vielen Kritiken nicht gut abschneidet, hat mir persönlich recht gut gefallen. Was den ‚bookkeeper‘ angeht, fehlt vielleicht etwas die Plausibilität. Dafür funktioniert aber das Paar Coburn-Honor – der einsame Wolf mit dem bad boy appeal und die mutige, attraktive Frau und Mutter. Das macht Appetit auf mehr ‚Coburn und Honor‘ – falls das überhaupt geplant ist. Die zwei bilden jedenfalls ein attraktives Gespann. Der ausgedehnten Sexszenen hätte es für mich zwar nicht gebraucht (weniger ist da manchmal mehr), aber die zwei haben doch viel Chemie, und es prickelt auch manchmal ganz reizend.

Sehr interessant fand ich auch die recht tragische Figur des Tom Van Alan. Als Vater eines schwerst behinderten Sohnes, dessen Pflege zur Entfremdung mit seiner Ehefrau geführt hat, berührt diese Nebengeschichte.  Selbst, wenn ich mit dem Ausgang noch etwas hadere.

Fazit:

LETHAL ist kein Thriller, und von Rasanz kann man nicht sprechen. Ich hätte das ganze eher als ‚Krimi‘ eingestuft, zumindest für die erste Hälfte des Buches. Ein Problem für mich war der Mix mit einer aufgeheizten Romanze. Die hat etwas Geschwindigkeit gekostet, und der Fokus des Hörbuchs hat daher geschwankt. Wer auf leicht erotisch angehauchte Krimis abfährt, der kommt hier wohl auf seine Kosten. Und entgegen dem Klischee ist die Romanze zwischen Coburn und Honor nie flach. Beide (vor allem Honor) sind gut entwickelte Charaktere, die überzeugen.

Für einen echten Thriller fehlt es LETHAL  aber über weite Strecken and Spannung und Action. Das Gefühl, das Hörbuch nicht aus den Ohren nehmen zu können, stellt sich erst sehr spät ein. Auch die ‚Verschwörung‘, um die es geht, ist nicht so interessant, dass man wirklich auf die Auflösung hinfiebert.

Die Kriterien für ‚romantic suspense‘ sind allerdings, soweit ich das ohne mehr Erfahrung mit dieser Kategorie sagen kann, absolut erfüllt und werden Freunden dieses Genres Spaß machen.

Zum Sprecher:

An Victor Slezak gibt es gar nichts zu meckern. Die Stimme ist klar und angenehm, und man wird sie auch nicht leid, als das Buch selbst ein wenig ‚durchhängt‘. Fast alle Hauptfiguren sind Südstaatler, und Slezak meistert den Southern Drawl in seinen verschiedenen Heftigkeitsgraden perfekt. Mal mehr geschliffen, mal als tiefster Redneck-Akzent, differenziert Slezak  gut zwischen den zahlreichen Charakteren. Wer den prägnanten Südstaaten-Singsang mag, der wird daran so viel Freude haben wie ich.

Zu Beginn wirkt es etwas seltsam, wenn Slezak die Frauenfiguren spricht. Besonders die kleine Emily fällt da aus dem Rahmen. Allerdings kann man das als Mann kaum besser machen, und man gewöhnt sich schnell an Slezak’s Interpretation der weiblichen Charaktere. Emily wird einem dadurch sogar schnell sympathisch – was bei Kinderfiguren ja nicht unbedingt der Fall ist.

Bewertung: 6/10

2 Gedanken zu “‚Lethal‘ von Sandra Brown

  1. Sunsy 10. Februar 2012 / 18:14

    Hach, ich bewundere dich… für mich wäre das wohl nichts. Ich würde kaum die Hälfte verstehen ;) – wobei ich mir fest vorgenommen habe, mich mal wieder an ein englischsprachiges Buch zu wagen – also zu lesen -.

    glg, Sunsy

    • papercuts1 13. Februar 2012 / 10:22

      Ach, da gibt’s nichts zu bewundern. Jeder kann doch irgendetwas gut, was der Andere nicht so gut kann. Ich bin zum Beispiel hoffnungslos in jeder Art von Handarbeit und kann deine ‚Strickposts‘ nur mit Hochachtung zur Geltung nehmen.

      Aber wenn du dir doch mal wieder ein englisches Buch vornehmen solltest, mach’s dir nicht gleich zu schwer. Ich empfehle da (wegen des Vokabulars) immer den ‚Young Adult‘-Bereich. Die ‚Hunger Games‘ Trilogie zum Beispiel. Leicht zu lesen und trotzdem gut.

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