Rezension: Fangirl von Rainbow Rowell

Fangirl von Rainbow RowellFangirl

Autor: Rainbow Rowell
Format: e-Book, Kindle Edition
Verlag: MacMillan Children’s Books
erschienen: 10. September 2013
Seitenzahl der Printausgabe: 445

Zum Buch:

Cath ist ein scheues Reh, und als sie zu ihrem ersten Semester im College antritt, macht es die Sache nicht besser, dass ihre Zwillingsschwester Wren plötzlich eigene Wege gehen will. So findet sich Cath nicht nur mit einem unbekannten Mädchen als roommate wieder, sondern ist ganz allgemein mit der Wirklichkeit ohne Wren an ihrer Seite überfordert.

Kranker Vater, erste Liebe

Dazu kommt noch, dass sie sich Sorgen macht um ihren Vater. Der hat Cath und Wren alleine aufgezogen und leidet an einer immer wieder auftretenden psychischen Erkrankung. Ohne die Mädchen im Haus ist die Rückfallgefahr groß. Und dann ist da noch Levi, der dauernd mit Cath’s roommate rumhängt und schließlich ein Auge auf Cath selbst wirft. Seinen Avancen fühlt sich die unsicherer Cath nicht gewachsen.

Flucht in eine Phantasiewelt

Also zieht Cath sich auf sicheres Terrain zurück. Heißt in ihrem Fall: In das Schreiben von Fan Fiction. Sie ist ein großer Fan der „Simon Snow“ Reihe (die gaaaanz zufällig schwer an Harry Potter erinnert) und hat mit ihren Geschichten um den Zauberlehrling Simon Snow und dessen love/hate Beziehung zum Vampir Baz eine große Followergemeinde erreicht.

Aber natürlich kommt es, wie es kommen muss: Für Cath wird es Zeit, ihren Kopf aus den Geschichten heraus zu nehmen und sich der Wirklichkeit zu stellen.

Vom Erwachsenwerden und Fanfiction schreiben

Im Grunde genommen geht es in Fangirl um drei Dinge:

1. Erwachsenwerden
2. Psychische Erkrankungen
3. Fanfiction

Coming of age

Punkt 1 dürfte klar sein: Wir werden Zeuge, wie Cath das Elternhaus verlässt, sich vom Vater und der Zwillingsschwester lösen muss und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen beginnt. Das ist ziemlich schnell klar und eigentlich auch vorhersehbar.

Bipolare Störung und Phobien

Schwieriger und interessanter wird dieser Weg durch Cath’s offenbar bipolaren Vater (die Diagnose wird nie erwähnt, die Symptome sprechen aber für sich) und Cath’s eigene psychische Labilität. Sie plagt sich mit Ängsten und Überempfindlichkeiten herum, die im Verlauf immer wieder ins Klinische zu kippen drohen.

Es ist ja ein Trend gerade in der Jugendliteratur, dass psychische Erkrankungen stark thematisiert werden. In FANGIRL ist das quasi eine Nebenhandlung und steht nicht im Zentrum. Es macht die Geschichte interessanter, Cath’s Weg härter. Ein ums andere Mal wirkt es allerdings unrealistisch, wie Cath ihre Probleme ohne professionelle Hilfe (und nur mit Levi’s engelsgleicher Unterstützung) überwindet. Da baut Rainbow Rowell ernste Probleme auf, um sie dann mit dem Weichzeichner zu lösen.

Liebeserklärung an Fanfiction

Außerdem ist Fangirl natürlich eine Liebeserklärung an Fanfiction. Durchsetzt mit Kapiteln aus Cath’s Simon-und-Baz Fanfiction „Carry On“, einer slow burn slash story zwischen zwei Jungs, macht Rainbow Rowell von Beginn an klar: Fanfiction ist wunderbar. Sie bedient die üblichen Fanfiction-Klischees durch Cath, sowohl, was die Stories angeht, als auch die Schreiber und Leser, erklärt aber gleichzeitig ihre Liebe dafür.

Ganz deutlich wird das, als sie Cath in die Auseinandersetzung mit ihrer Lehrerin für „Kreatives Schreiben“ bringt. Da geht es um solche Fragen wie: Ist Fanfiction überhaupt etwas Eigenes? Ist es nicht nur ein Plagiat? Ein Abklatsch? Mies geschriebene Realitätsflucht gar? Oder nicht doch ein weiteres Portal für schriftstellerische Kreativität?

Fazit:

Am Schluss findet Rowell salomonische Antworten auf alle Fragen, die sie in in FANGIRL stellt – ob es ums Flüggewerden geht, um die erste Liebe, um das Leben mit einer fragilen Psyche oder um Fanfiction und ein Dasein als Fangirl. Zufrieden über sympathische Figuren legt man diesen Coming-of-age Roman aus der Hand und hat den Eindruck, dass man etwas Leichtes gelesen hat, in dem trotzdem ein paar Untiefen durchschifft worden sind.

Wer mag, kann im Anschluss direkt zu CARRY ON greifen, Rainbow Rowell’s neuestem Buch. Das ist nämlich ihre Buch-gewordene eigene Version von Cath’s Simon-und-Baz Fanfiction. (Und hier könnt ihr meine Rezension zum englischen Hörbuch von CARRY ON auf dem Audible Blog lesen).

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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