Rezension: ‚Unter Verdacht‘ von Robert Crais

Titel: Unter Verdacht
Originaltitel: Suspect
Autor: Robert Crais
aus dem Amerikanischen von: Jürgen Bürger
Verlag: Heyne
Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur
erschienen: 15. Juni 2015
Länge: 432 Seiten

‚Unter Verdacht‘ ist erhältlich direkt bei Heyne, bei buchhandel.de (unterstützt den lokalen Handel) oder beim Buchhändler eures Vertrauens.
Ebenfalls als eBook erhältlich.

Ein Rezensionsexemplar von ‚Unter Verdacht‘ wurde mir vom Heyne-Verlag für eine ehrliche Rezension zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Inhaltsangabe (Heyne):

Scott James ist Cop beim Los Angeles Police Department. Eines Nachts kommt es zu einem tragischen Vorfall. Scotts Partnerin Stephanie wird von fünf maskierten Gangstern erschossen, er selbst überlebt schwer verletzt. Elf Wochen später: Scott hat sich erholt, besessen davon, Stephanies Mörder zu finden. Da er noch immer traumatisiert ist, wird Scott zur Hundestaffel versetzt. Als er von Ermittlern des Dezernats für Polizeiinterna vom Dienst suspendiert wird, ahnt er, dass seine Feinde womöglich in den eigenen Reihen zu finden sind. Scott kann niemandem mehr trauen und muss schon bald ums nackte Überleben kämpfen …

Zum Buch:

Man nehme ‚Mein Partner mit der kalten Schnauze‘, subtrahiere den Comedy-Aspekt, addiere das physische und psychische Trauma zweier ‚Kriegsversehrter‘ – und heraus kommt Robert Crais Cop-und-Hund-Thriller ‚Unter Verdacht‘.

Der Einstieg ist packend: Aus Sicht von Maggie, einem auf Sprengstoffe trainierten Militärhund, erleben wir einen dramatischen Einsatz in Afghanistan. Er endet blutig und lässt das Tier in Trauer und mit Narben zurück.

Switch nach Los Angeles, wo Streifencop Scott James durch ein ähnliches Trauma muss. Auch er überlebt nur knapp, mit körperlichen Defiziten, Schuldgefühlen und einer Gedächtnislücke.

Hund und Cop: eine gegenseitige Rettung

Klar, dass diese zwei sich suchen und finden: Scott wechselt halbwegs wiederhergestellt zur Hundestaffel. Seine Motive sind allerdings zweifelhaft. Selbst kein ‚Hundemensch‘, will er einfach nur vermeiden, nochmal für einen menschlichen Partner verantwortlich zu sein. Während er einen langen Weg der Annäherung an Hündin Maggie beginnt, interessiert ihn im Hintergrund eigentlich nur eins: Den Täter zu finden, der seine Partnerin erschoss und ihn zu einem Wrack machte.

Der Thrillerplot ist Durchschnittsware

Die Verschwörung, die im Klappentext angedeutet wird, ist für geübte Thrillerleser keine Herausforderung. Viel klassische Ermittlungsarbeit im Sinne von Recherche, Befragung und Akten wälzen bieten ein kleines Puzzle, aber wenig Höhepunkte. Ein bisschen psychologischer Hokuspokus in Form von Hypnosetherapie kommt hinzu, der praktischerweise neue kleine Erinnerungsfetzen aus Scott’s Gedächtnis hervorzieht. Stück für Stück kristallisiert sich ein teils vorhersehbarer Schluss heraus. Der erwartete Auge-in-Auge Showdown findet statt, ist allerdings spannend, unterhaltsam und mit den passenden Emotionen unterlegt. Auch wenn das angekündigte Rache-Element eher handzahm ausfällt.

Sicht aus der Hundeperspektive

Interessanter als der Plot an sich ist die wachsende Beziehung zwischen Cop und Hund. Zumal Crais immer wieder zur Erzählperspektive von Maggie wechselt. Ihre Instinkte, ihre Geruchswelt, ihre Trauer um den alten Rudelführer und langsame Akzeptanz des neuen sind – besonders für Hundefreunde – das Salz in der Suppe dieser Geschichte. Wie sich Mensch und Tier gegenseitig heilen, birgt einen hohen emotionalen Faktor. Dabei hält sich Crais mit Vermenschlichung allerdings zurück: Ohne wissenschaftlich oder anspruchsvoll zu klingen, hält er sich an unkomplizierte, natürliche Beschreibungen von Maggie’s Wahrnehmungswelt. Auf der anderen Seite zeigt er Scott als bodenständigen Typen ohne Gefühlsduselei, der sich zunächst eher pflichtbewusst als freiwillig auf den vierbeinigen Partner einlässt.

Leichter Stil

Sprachlich gesehen bleibt das alles sehr auf dem Teppich. Crais macht keine Klimmzüge, wirft weder mit Metaphern noch technischen Begriffen um sich. Sein Stil ist sachlich und eher karg, aus Scott’s Sicht bodenständig kumpelhaft. Was dazu führt, dass man ‚Unter Verdacht‘ gut und gerne auch bei an die 40 Grad Außentemperatur an einem Tag runterlesen kann.

Fazit:

Ein netter Mensch-Hund-Krimi, der nach packendem Einstieg ein eher mäßiges, dafür aber menschelndes Tempo einschlägt. Für einen echten Thriller bleibt die Intensität nicht hoch genug. Die Story selbst hält den Leser bei der Stange, bietet aber keine großen Überraschungen. Richtig actionreich und spannend wird es erst wieder zum Showdown. Dazwischen gibt es die Geschichte einer Heilung: Mensch und Hund kommen sich näher, lecken gegenseitig ihre Wunden. Dass diese Annäherung immer wieder aus Hundesicht geschrieben ist, gibt der durchschnittlichen Geschichte ihren besonderen Touch.

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