Titel: ‚Liebe mit zwei Unbekannten‘
Originaltitel: ‚La femme au carnet rouge‘
Autor: Antoine Laurain
Sprache: Deutsch (Originalsprache: Französisch)
Format: Hörbuch
Sprecher: Floriane Kleinpaß
Anbieter: Hoffmann und Campe
erschienen: 14.02.2015
Länge: 04 Std. 21 Min. (ungekürzt)
Das Hörbuch ist als Download bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95 (regulärer Preis € 13,95). Eine Hörprobe findet ihr ebenfalls auf der Produktseite von audible.
Inhalt (audible):
Eines Morgens findet Laurent auf der Straße die Handtasche einer Frau. Darin: ein altmodischer Spiegel, das Parfum La Habanita, einen Roman von Patrick Modiano, signiert vom Autor, und ein rotes Notizbuch voll persönlicher Gedanken, die ihn faszinieren. Die Unbekannte hinter den Zeilen lässt ihn nicht mehr los. Laurent weiß fast nichts über die Frau, nur eins: dass er sie unbedingt kennenlernen möchte. Es beginnt eine Liebe mit zwei Unbekannten.
Zum Hörbuch:
Die schwärmerischen Begeisterungsrufe von Frau Hauptsachebunt zu diesem kleinen Roman plus das garstige deutsche Februarwetter lassen mich zu LIEBE MIT ZWEI UNBEKANNTEN greifen. Und Paris ist ja immer für eine Romanze gut, nicht wahr?
Ein bisschen schwimmt diese Liebesgeschichte im selben Fahrwasser wie die Büchlein von Nicolas Barreau (hinter dem sich übrigens eine deutsche Autorin verbirgt): eine luftige Romanze mit einer Portion Humor, und irgendwie kommen darin auch noch Bücher vor, und es gibt ein Happy End in Paris.
Nicht mein Pärchen
Überzeugen kann mich die Romanze zwischen der Vergolderin Laure und dem Buchhändler Laurent allerdings nicht. Ja, es ist eine nette Liebesgeschichte, und tatsächlich bemührt sich Antoine Laurain darum, sie nicht komplett oberflächlich und klischeehaft zu gestalten. Aber mir wird Laure nicht sympathisch. Sie ist mir zu gespreizt, denkt mir zu sehr in komplikativen Schnörkeln, die mich nerven. Auch Laurent – so perfekt er scheint – hat mich nicht ganz auf seiner Seite. Vor allem erschließt sich mir nicht, warum er nicht einfach direkt die Wahrheit sagt. Einen wirklich trifftigen Grund finde ich nicht, außer, dass der Roman sonst ziemlich schnell zu Ende wäre. Da grübele ich so viel dran rum, dass es mich vom weiteren Verlauf der Handlung ablenkt.
Zu viele Details, zu wenig Charme
Laurain verliert sich für mich zu sehr in Details. Nicht nur scheint es mir unrealistisch, wie extrem sich die männliche Hauptfigur für den Inhalt einer Damenhandtasche interessiert, sondern ich brauche das auch nicht, dass besagte Tasche – wie vieles andere auch – en détail beschrieben wird. Atmosphäre und der Blick für kleine Dinge sind eine schöne Sache – aber nur, wenn sie nicht zu überflüssigem Satzgepäck werden, das man auch hätte weglassen können, ohne dass es aufgefallen wäre.
Falsche Erwartungen?
Ja, gut. Ich bin vielleicht etwas ungnädig. Laurain bringt mit Laurent’s endkriselnder Ist-Beziehung ernsthafte Nuancen hinein. Beide Figuren schweben nicht einfach nur auf rosa Wolken. Und speziell der frauenverstehende Buchhändler Laurent ist ein Traum von einem Typ für jede Leseratte. Andererseits ist es vielleicht dieser Spagat zwischen luftig-leicht und ernst gemeint, der mir nicht zusagt. Vielleicht suche ich eine weltfremde romantische Geschichte, die mindestens 10 Meter über dem Boden der Tatsachen schwebt? Oder – umgekehrt – eine tief verwurzelte, reale Liebesgeschichte mit Gewicht? Dieser ‚Zwitter‘ hier erfüllt meine Erwartungen nicht.
Kann sein. Am Ende driftet LIEBE MIT ZWEI UNBEKANNTEN recht nett aber ohne Glücksgefühl an mir vorüber. Trifft mich einfach nicht ins Herz.
Zur Sprecherin:
Das liegt vielleicht auch mit an Floriane Kleinpaß. Sie liest gut, aber ihre Erzählweise hat eine betonte, nachdrückliche Art, die für diese Sorte Romänchen zu bewusst und ernsthaft wirkt. Da hätte ich mir mehr Leichtigkeit gewünscht. Eine etwas fröhlichere Stimme wäre hier auch besser gewesen. Sowie ein männlicher Gegenpart: Warum Laurent’s Anteile der Geschichte nicht von einem Mann vertont werden, ist mir schleierhaft. Hätte hier eine bessere Wirkung erzielt.
Fazit:
Ich habe luftige Leichtigkeit erwartet, die mir das Herz öffnet. Stattdessen fühlt sich diese Romanze wie eine eher belanglose Luftnummer an, die mein Herz nicht erreicht. Das mag an dem Versuch Laurain’s scheitern, Romantik, Humor und realistische Ansätze zu verbinden. Das kann an der zu ernsthaft wirkenden Sprecherin liegen. Oder an falschen Erwartungen meinerseits und der grauen Februarstimmung. Viele sind ja begeistert von diesem kleinen Roman. Mir erschließt sich allerdings nicht, woher diese Begeisterung kommt. Euch geht das vielleicht anders und ihr könnt es mir erklären?
Lustig, wie unterschiedlich die Geschmäcker doch sein können :D . Habe gerade gestern die gedruckte Version des Ganzen beendet und es folgt natürlich eine Rezension in den nächsten Tagen. Es sei aber verraten, dass ich das anders empfunden haben ;) . Für mich war das Buch auch nicht das „Nonplusultra“, aber gerade dieser „Schwebezustand“ war für mich das Besondere, so dass ich am Ende sagen kann: Ein schönes Buch!
Interessant, wie Bücher uns doch entweder erreichen oder es nicht tun oder nicht den richtigen Nerv treffen.
Einen schönen Lesesonntag wünsche ich dir! :)
Hallo packingbooksfromboxes!
Ja, ich scheine bisher tatsächlich die Einzige zu sein, die ‚Liebe mit zwei Unbekannten‘ nichts abgewinnen konnte. Wie du sagst – es hat bei mir wohl einfach nicht den richtigen Nerv getroffen. Ich habe mich auch selbst hinterfragt, ob es an mir liegt. Es ist so, dass solche leichten Liebesgeschichten allgemein nicht so mein Ding sind und ich sie selten lese. Umso kritischer bin ich vermutlich damit. Trotzdem: Ähnliches von Nicolas Barreau hat mich schon begeistert – es hat also auch mit der Geschichte selbst zu tun. Für mich war der „Schwebezustand“ zu unausgegoren, und die Figuren einfach nicht auf meiner Wellenlänge. Dazu dann vielleicht der falsche Zeitpunkt, und die mir nicht sehr sympathische Hörbuchsprecherin. In der Summe dann für mich nur Durchschnittsware.
Aber ich freue mich über jeden, dem bei diesem Buch das Herz aufgeht – und bin etwas traurig, dass mir das nicht gelang. :-(
Gruß,
Ute