Titel: The Boy Who Drew Monsters
Autor: Keith Donohue
Sprache: Amerikanisch
Medium: Hörbuch
Sprecher: Bronson Pinchot
Anbieter: Blackstone Audio
erschienen: 13.10.2014
Länge: 09 Std. 53 Min.
Das Hörbuch ist im Download bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95 (regulärer Preis € 21,95). Eine Hörprobe findet ihr ebenfalls auf der Produktseite von audible.
Inhaltsangabe (audible):
Ever since he nearly drowned in the ocean three years earlier, 10-year-old Jack Peter Keenan has been deathly afraid to venture outdoors. Refusing to leave his home in a small coastal town in Maine, Jack Peter spends his time drawing monsters. When those drawings take on a life of their own, no one is safe from the terror they inspire. His mother, Holly, begins to hear strange sounds in the night coming from the ocean, and she seeks answers from the local Catholic priest and his Japanese housekeeper, who fill her head with stories of shipwrecks and ghosts. His father, Tim, wanders the beach, frantically searching for a strange apparition running wild in the dunes. And the boy’s only friend, Nick, becomes helplessly entangled in the eerie power of the drawings. While those around Jack Peter are haunted by what they think they see, only he knows the truth behind the frightful occurrences as the outside world encroaches upon them all.
Zum Hörbuch:
Das war mein Halloween-Hörbuch 2014. Bisschen was zum Gruseln, dachte ich. Durfte auch ruhig klassischer Grusel sein, bei dem es mehr um die eigene Vorstellungskraft geht als um tatsächliche Monster. So wurde The Boy Who Drew Monsters auch bezeichnet: Als gothic novel, als Schauergeschichte.
Gut, das stimmt im Grunde. Der Horror fällt hier nicht mit der Tür ins Haus. Und das Setting ist klassisch. Wir haben da diesen merkwürdigen Jungen, Jack, und seine Familie, im tief verschneiten Winter, in einem abgelegenen Haus im Wald an der Küste von Maine. Bei Jack’s Mutter, Holly, fängt das Grausen mit Geräuschen an: Kratzen, Scharren an der Hauswand und in Schubladen, durchaus erklärbar durch Mäuse und Wildtiere. Bei Jack’s Vater Tim ist es etwas, das zwischen den Bäumen und Dünen herumhuscht. Könnte ebenfalls ein Tier sein. Und Jack’s einziger Freund Nick schaudert es vor den Monsterfiguren, die Jack pausenlos zu Papier bringt.
Dieser subtil gruselige Anfang ist klasse. Man fühlt sich an die Gespenstergeschichten erinnert, die im Ferienlager von Schlafsack zu Schlafsack geflüstert wurden, bis einem die Haare wohlig hysterisch zu Berge standen. Es spitzt sich noch zu, als wir zum ersten Mal das ‚Monster‘, um das es hier geht, zu Gesicht bekommen und sofort an das Schiffsunglück denken, von dem Haushälterin mit dem milchigen, blinden Auge erzählt. Gedanken an wandelnde Wasserleichen à la ‚Fluch der Karibik‘ schießen in den Kopf.
Clever auch die offensichtliche Verbindung zwischen Jack’s Zeichnungen und den lebendig werdenden Bildern. Was genau hat es damit auf sich? Warum zeichnet Jack sie? Ist er vielleicht selber böse?
Was sich zunächst schön schaurig antut (vor allem im Dunkeln, im Bett), fühlt sich nach einer Weile allerings nicht mehr so aufregend an. Es gibt lange Zeit keine wirkliche Steigerung. Die unheimliche Grundstimmung bleibt, wo sie ist, zieht aber nicht an. Dazu kommt, dass mir das Verhalten einiger der Figuren auf die Nerven geht, bzw. ich finde es nicht logisch. So kommt keiner auf die Idee, trotz aller Andeutungen, dass wirklich etwas Merkwürdiges vor sich geht, obwohl alle das so empfinden. Es merkt auch keiner, wie unwohl Nick sich fühlt. Und dass die Kinder allein gelassen werden, in dieser Situation und bei Jack’s unberechenbarem Verhalten, das verstehe ich gar nicht.
Überhaupt – Jack. Innerlich stöhne ich auf, als erklärt wird, dass er ein Asperger-Syndrom hat. Mal wieder wird diese Form von Autismus verwendet, um eine rätselhafte, begabte, nicht zu durchschauende Figur zu schaffen, von der man nicht weiß, ob sie gut oder böse ist. Das geht mir (als Aspi-Mama) einfach auf die Nerven, aber das ist ein anderes Thema. Während die autistischen Verhaltensweisen von Jack durchaus realitätsnah sind, vermischen sie sich aber leider mit einer Phobie und dazu noch einer gehörigen Portion Übersinnlichkeit. Ich mag es nicht, dass das eine vom anderen nicht zu trennen ist, auch wenn ich verstehe, dass Jack kein normales Kind sein kann, damit diese Geschichte funktioniert. Nur durch seine verzerrte Wahrnehmung und seinen akkzeptierten Status als ‚merkwürdiges‘ Kind lässt sich das alles überhaupt durchziehen. Über weite Strecken kommt er dabei als unsympathisch und möglicherweise böse rüber – etwas, wobei ich Bauchweh bekomme.
Sei’s drum. Am Schluss lässt Donohue einen eigentlich sehr schön aufgebauten Faden (bezüglich des Schiffs) einfach fallen, was mich wirklich stutzig macht, zumal er durchaus mit dem Schlusstwist und der Auflösung hätte verbunden werden können! Dieser Twist, das muss man allerdings zugeben, kommt ziemlich unerwartet und erinnert mich an einen berühmten Kinofilm (wenn ich den Titel sage, wisst ihr’s, also sage ich ihn nicht). Alle Achtung. Dafür gibt’s einen Bonuspunkt.
Zum Sprecher:
Bronson Pinchot hat eigentlich genau die richtige Stimme für Lagerfeuer-Gruselgeschichten – melodisch, mit breitem Umfang und immer einem Hauch Schwermut. Das Richtige für die einsame, karge Winterlandschaft von Maine. Schade nur, dass Pinchot’s Singsang fast kontinuierlich gleich bleibt. Für eine Schauergeschichte hätte ich mir mehr Dramatik gewünscht, und Pinchot hört sich dauernd so an, als würde die jetzt kommen, als würde er dafür Luft holen – es kommt aber nicht. Auch die Differenzierung der verschiedenen Figuren gelingt nur, weil immer wieder ’said Jack‘, ’said Nick‘ etc. eingefügt ist. Sonst hätte man Probleme, alle auseinanderzuhalten.
Trotz der schönen Stimmfarbe also leider nur unterer Durchschnitt.
Fazit:
Eine von Klassikern angehauchte Gruselgeschichte alter Schule, die recht stark anfängt, sich dann aber nicht wirklich steigern kann. Die Hauptfigur ist (mal wieder) ein kryptischer Asperger-Autist, der nicht gerade als Sympaht wegkommt. Das Verhalten der anderen Figuren ärgert manchmal. Der Sprecher wächst ebenfalls nicht gerade über sich hinaus. Ganz am Schluss gelingt Donohue allerdings doch noch ein gewaltiger Schlusstwist, und eine Auflösung, die man so nicht hat kommen sehen.
Bewertung:
Hörbuch: 5 von 10 Punkten
Sprecher: 4 von 10 Punkten