Rezension: ‚A Discovery of Witches‘ von Deborah Harkness

Deborah Harkness_A Discovery Of WitchesTitel: A Discovery of Witches (Die Seelen der Nacht)
Serie: All Souls Trilogy, #1
Autorin: Deborah Harkness
Sprache: Amerikanisch
Format: Hörbuch
Sprecherin: Jennifer Ikeda
Anbieter: Penguin Audio
erschienen: 08.02.2011
Länge: 24 Std. 02 Min.

Das Hörbuch ist im als Download bei audible.de erhältlich, und zwar HIER. Es kostet im Flexi-Abo € 9,95 (regulärer Preis €31,95). Eine Hörprobe findet ihr ebenfalls auf der Produktseite von audible.de.

Inhalt (audible):

Diana Bishop ist Historikerin mit Leib und Seele. Dass in ihr zudem das Blut eines uralten Hexengeschlechts fließt, versucht sie mit aller Kraft zu ignorieren. Doch als ihr ein magisches Manuskript in die Hände fällt, kann sie ihre Herkunft nicht länger verleugnen: Hexen, Dämonen und Vampire heften sich an ihre Fersen, um ihr das geheime Wissen zu entlocken.

Zum Hörbuch:

Das wird jetzt leider etwas weh tun. Den Fans der All Souls Trilogy. Und Diana Bishop, der Hauptfigur, der ich verbal rechts und links einfach mal eine scheuern muss. Geht also lieber ganz weit weg, wenn ihr das nicht mit ansehen wollt.

Es scheint alles so gut am Anfang. Nach längerer Abstinenz bin ich mal wieder in Stimmung für eine Vampir-Schmonzette. Dass es bei Harkness auch noch nach detailreicher Realo-Fantasy mit akademischen Anklängen aussieht, trägt sein Übriges zur Verlockung bei. Durch andere Rezensionen vorbereitet, schrecken mich auch ausschweifende Ausführlichkeit und ein langatmiger Anfang nicht ab.

Was mich aber abschreckt, und zwar ziemlich schnell und und dann immer heftiger, ist Diana Bishop. Sie ist Akademikerin, studierte Alchemistin gar. Eine Frau, die sich aus verschiedenen Gründen entschieden gegen ihre übernatürliche Veranlagung zur Wehr setzt. Soweit ist das in Ordnung.

Dann aber betritt Matthew Clairmont, seines Zeichens 1.500 Jahre alter Vampir, mit edel-altmodischem Auftreten und einem Götterkörper ihre Welt. Und unsere angeblich starke Heldin verwandelt sich für den gesamten Rest des Buches in eine zerbrechliche ‚damsel in distress‘, die von ihrem Vampir-Lover permanent gerettet werden muss und aus pubertätshaftiger Verbocktheit dauernd das Falsche tut.

Versteht das jetzt nicht falsch. Ich bin keine Ultra-Feministin, die ihre Gleichwertigkeit mit der männlichen Weltbevölkerung ständig als provokantes Schild vor der Brust mit sich rumträgt. Ich mag Männer der ‚alten Schule‘, die mir die Tür aufhalten und Blumen mitbringen. Aber bei Frauenfiguren wie Diana kriege ich die Krätze. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft sie beinahe in Ohnmacht fällt, sich übergibt und von Matthew die Treppe rauf- und runtergetragen werden muss. Selbst, wenn ich mildernd ihre ‚angehexten‘ Panikattacken in Betracht ziehe, ist mir das noch viel zu viel. Und dabei besteht sie auch dauernd fauchend darauf, keine Prinzessin auf der Erbse zu sein – um uns Minuten später das Gegenteil zu beweisen.

Man muss ihr zugestehen, dass Mattew seinen Teil dazu beiträgt. Dauernd kommandiert er sie herum, als hätte sie keinen eigenen Willen. Seine gütige Überbeschützung gipfelt in Bevormundung. Herrgottnochmal, er sagt ihr sogar, wann sie ins Bett zu gehen hat – und Diana lässt das ohne Widerworte zu!

Liebe Ms. Harkness, das sind Rollenbilder, bei denen sich mir die Nackenhaare aufstellen. Auch ich mag es ab und zu, von einem starken Kerl gerettet zu werden und lese auch gerne Geschichten, in denen das mal passiert. Aber das hier grenzt an weibliche Würdelosigkeit. Mit Romantik hat das nur noch am Rande zu tun. Schrecklich.

Ihr seht, die Geschichte selbst geht in meinem Widerwillen den Figuren gegenüber unter. Dabei sind viele schöne Ideen dabei, ein paar anziehende Figuren (allen voran der schottische Dämon Hamish), und Deborah Harkness gibt uns eine umfassende Lehrstunde in Sachen Alchemie (sie hat das tatsächlich studiert!). Ab und an knistert es auch zwischen Diana und Matthew, es gibt ein paar spannende Szenen, und das Konzept von magischen Kreaturen als Teil unserer nichtmagischen Welt ist seit Harry Potter sowieso immer faszinierend.

All dem kann ich beim Haareraufen über Diana nur leider nicht viel abgewinnen. Hinzu kommt, dass wirklich vieles hätte gekürzt werden können (ich muss wirklich nicht jedes einzelne Kleidungsstück beschrieben bekommen, das Diana in ihren Koffer packt…). Und manchmal sorgt Harkness für unfreiwillige Komik (Vampire bei der Yogastunde? Ernsthaft?).

So bin ich am Ende des Hörbuchs einfach nur froh, dass es vorbei ist. Ganz ehrlich: Das war Zeitverschwendung.

Zur Sprecherin:

Der einzige Lichtblick in ‚A Discovery of Witches‘ ist Jennifer Ikeda. Ihr kann man wirklich keinen Vorwurf machen. Sie spricht lebendig, schwungvoll und rettet den Hörer über so manche langgezogene Passage hinweg. Was Matthew angeht, schafft sie es, ihm mit leicht tiefer gelegter Stimme echten männlichen Sex-Appeal zu verleihen. Muss man als Frau auch erstmal hinkriegen. Ein echtes Highlight ist ihr Dämon Hamish mit keckem schottischem Akkzent. Auch Diana passt: Trotzig, emotional, zögerlich und oft mädchenhaft. Dass mir das irgendwann auch auf die Nerven geht, beweist nur, dass Ikeda die Rolle genauso interpretiert wie ich sie verstehe.

Fazit:

Du meine Güte. Was eine phantasievolle, detailgeschmückte romantische Fantasy hätte sein können, wird zur einer Tour de Force in Sachen unerträgliche Charaktere. Die weibliche Hauptfigur verursacht bei mir mit ihrer Schwäche und Unreife hektische Stresspusteln. Mit einem selbstbewussten Frauenbild hat das nichts zu tun! Der männliche Held verliert sich nach anfänglicher Attraktivität in seinem jahrhundertealten Rollenverständnis als ritterlicher Chauvinist. Dazu schaufelt Harkness die Geschichte mit unwichtigen Details zu und sorgt unbeabsichtigt für Lacher an den falschen Stellen.

Wer über die haarsträubend klischeehaften Geschlechterrollen hinwegsehen kann, der mag ‚A Discovery of Witches‘ Punkte für Einfallsreichtum und Wissensvermittlung in Bibiliophilie, Genetik und Alchemie abgewinnen. Viele können das offenbar und lieben diese Trilogie. Ich gehöre leider nicht dazu.

Ich muss am Schluss die wirklich gute Sprecherin, Jennifer Ikeda, für ihre Selbstbeherrschung loben. Dass sie beim Vorlesen nicht dauernd hörbar verächtlich schnaubt, verdient einen Orden.

Bewertung:

Hörbuch: 3 von 10 Punkten

Sprecherin: 8 von 10 Punkten

 

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