Titel: ‚Apocalypsis‘ Staffel 2
Autor: Mario Giordano
Sprache: Deutsch
Sprecher: Matthias Köberlin
Format: Audio-Download, z.B. von iTunes
Länge: 12 Folgen à ca. 1 Std
Inhaltsangabe (von amazon.de):
Ein geheimer Orden, der sich auf eine Jahrhunderte alte Prophezeiung stützt, will den Weltuntergang herbeiführen. Nur Journalist Peter Adam kann dies verhindern. Dabei scheint er selbst der Schlüssel zur Apokalypse zu sein.
Zum Hörbuch:
Wie schon den Vorgänger, gab’s die zweite Staffel von Apocalypsis nicht nur als Hörversion, sondern auch als e-Book und App. Hier geht’s nur um die Audioversion, der ich aufgrund des tollen Sprechers jederzeit den Vorzug geben würde.
Aber damit es gleich raus ist: Der Sprecher war das Beste an APOCALYPSIS 2, und teilweise sogar der einzige Grund für mich, weiter zu hören. Ich ziehe wirklich meinen Hut vor Matthias Köberlin, der trotz der abstrusen Geschichte nicht eine Sekunde nachlässt.
Was die Geschichte angeht, so habe ich mich des öfteren gefragt, was die Autoren sich beim Schreiben eigentlich eingeworfen haben. Über weite Strecken hatte das Ganze etwas von Dan Brown auf Exstasy. Die erste Staffel war ja schon etwas verwirrend, aber in der zweiten habe ich oft gar nicht mehr durchgeblickt. Und das lag nur zum Teil daran, dass ich auf die Fortsetzung immer eine Woche warten musste, und mich dann nicht mehr an alles erinnern konnte.
APOCALYPSIS 2 springt gnadenlos hin und her zwischen Figuren, Zeiten und Orten, wirft immer neue Fragen auf und beantwortet nur wenige davon. Manchmal hatte ich ein echtes Schleudertrauma von dem Gehüpfe und habe mich auch wirklich darüber geärgert. Ich mag Geschichten mit mehreren Ebenen, aber hier wurde das übertrieben und war einfach nur verworren.
Dabei hört es sich doch interessant an, wenn man mal ein bisschen was aus der Geschichte auflistet: die nahende Apocalypse, geheimnisvolle Amulette, Tore zur Hölle, Exorzismus, Besessene, Tempelritter, der Orden des Lichts, bionische Körperteile, Selbstentzündungen, zwei Päpste, ein Journalist, eine Nonne und Zwillinge, die ihre Körper tauschen. Und das ist nur eine kleine Aufzählung!
Teilweise driftet die Geschichte dabei auch in Sci-Fi und Übernatürliches ab, was ihr nicht wirklich gut tut. Akte X meets Dan Brown – für mich eine schlecht zu verdauende Mischung. Zumal die Religionsgeschichte und ihre Vermischung mit Legenden und Aberglauben eigentlich schon genug Mysterien bietet, ohne dass man dann auch noch auf Bionik, Klonen und Störungen im Zeitkontinuum zurückgreifen muss, um es spannend zu machen. Weniger – viel weniger! – wäre hier eindeutig mehr gewesen.
Schön wäre dann gewesen, wenn dieser wilde Mix sich auch irgendwann sinnvoll zusammen gefügt hätte. Das war aber nur zu einem Bruchteil der Fall, und wer zum Schluß eine klärende Auflösung erwartet, der kann sich schon mal seelisch darauf vorbereiten, dass das überhaupt nicht eintreffen wird. Ich habe mich am Ende wirklich aufgeregt, und es hat mir gar nicht gefallen.
Warum also bin ich bei der Stange geblieben, wenn das alles so schlecht war?
Nun, zum einen bin ich sehr loyal, wenn mir fiktionale Charaktere erstmal ans Herz gewachsen sind. In guten wie in schlechten Zeiten – das galt bei mir in diesem Fall für Peter, Maria und Franz Laurenz, die ich schon in der ersten Staffel sehr mochte. Ich wollte ganz einfach wissen, wie es mit ihnen weiter geht, und ob sie heil da raus kommen.
Ein zweiter Grund war, dass ich ein Faible habe für Geschichten, die sich um Religionsgeschichte und Verschwörungen drehen. (Dan Brown habe ich tatsächlich gelesen, BEVOR er zum Bestseller wurde) Und so verworren APOCALYPSIS auch ist – ab und zu habe ich ein paar der aufgeworfenen Themen und Stichworte nachgeschlagen und Interessantes gelernt, was ich vorher noch nicht wusste. Und Neues lerne ich immer gern.
Der dritte Grund waren die Cliffhanger, die sehr geschickt am Ende fast jeder Folge platziert waren, so dass man eigentlich gar nicht anders konnte, als die nächste auch noch zu hören. Das ist gemein, aber bekanntlich wirkungsvoll, und hat auch bei mir funktioniert.
Der letzte Grund schließlich verdient einen ganz eigenen Absatz:
Der Sprecher:
Matthias Köberlin ist schon während der ersten APOCALYPSIS-Staffel direkt in meine Sprecher Top Ten aufgestiegen. Besonders seine stimmliche Interpretation von Franz Laurenz habe ich sehr gemocht. Köberlin schafft es, APOCALYPSIS auch in den wirrsten Momenten noch hörenswert zu machen. Tapfer kämpft er sich durch vertonte Email-Kommunikation, bei denen er jedesmal die gesamte Betreffzeile, Zeit und Signatur vorlesen muss, und auch die henochischen Monologe eines Wahnsinnigen können ihn nicht aus der Bahn werfen.
Es gilt in der Geschichte, viele Charaktere voneinander zu differenzieren, und Köberlin tut wirklich sein Bestes. Maria sowie andere weibliche Figuren habe ich ihm gerne abgekauft, und – du meine Güte! – kann Köberlin böse krächzen und zischen, wenn es gefragt ist!
Im Zusammenspiel mit der Hintergrundmusik und den eingespielten Geräuschen hat Köberlin APOCALYPSIS zu einem ungewöhnlichen Hörerlebnis gemacht. Keine Frage – für mich hat er das Ganze gerettet!
Fazit:
Noch verworrener als die erste Staffel. Zu viele Elemente, Figuren, Zeite und Orte werden durcheinander gewirbelt. Das sorgt für Verwirrung und echte Verärgerung. Die eigentliche Geschichte vom Aufhalten der drohenden Apocalypse ist ja nicht schlecht, und die Hauptfiguren sind durchaus sympathisch. Aber sie gehen unter in der immer abstruser werdenden Geschichte.
Die einzigen Gründe, der angekündigten dritten Staffel vielleicht noch mal eine Chance zu geben, sind der heroische Sprecher, Matthias Köberlin, sowie bedingungslose Treue gegenüber den armen Charakteren, die sich durch diese abgedrehte Geschichte kämpfen müssen.
Bewertung: 3/10 (und ein Bonuspunkt für Köberlin)
Ui, böse abgewatscht… ich muss ja immer noch die erste Staffel hören ;-)
Naja, ich habe ja wirklich versucht, das Positive zu sehen. Aber das war einfach zu abgedreht. Etwas Besonderes kann man nicht forcieren, erst recht nicht mit hanebüchener, überbordender Handlung.
Aber höre dir Teil 1 ruhig an. Der ist im Vergleich viel besser und hat ein befriedigenderes Ende.
Hach, toll geschrieben :D , wenn ich auch nicht unbedingt das Gefühl hatte, dass die SciFi-Elemente da nicht hinein gehörten. Für mich machte es das Ganze noch mysteriöser und interessanter. Natürlich würde ich nie die volle Punktzahl vergeben (ich habe mich wohlweislich zurück gehalten, überhaupt eine Bewertung abzugeben, da tue ich mich diesmal doch sehr schwer…) – aber ich höre NATÜRLICH weiter :D
Eigentlich habe ich mit Sci-Fi ja sonst auch keine Probleme, aber für mich hat das hier nicht hingehört – womit ich nicht die paranormalen Elemente meine, wie z.B. den Körpertausch und die Visionen. Das war schon spannend.
Du hörst also weiter? Hm. Direkt nacht Ende der 2. Staffel war ich so verärgert über den Schluss, dass ich geschworen hätte, ich höre nicht weiter. Aber, wie gesagt, ich bin eine treue Seele. Und letztendlich würde ich schon gerne wissen, wie Peter aus DER Misere wieder herauskommt.
Man wird sehen, wie weit ich mich berappelt habe, wenn die 3. Staffel rauskommt. Aber auf jeden Fall werde ich dich zumindest fragen, wie’s letzten Endes alles aufhört.
Danke für’s Reinschauen, den Kommentar und für’s ‚Parallelhören‘! :-)
„APOCALYPSIS 2 springt gnadenlos hin und her zwischen Figuren, Zeiten und Orten, wirft immer neue Fragen auf und beantwortet nur wenige davon.“
So ist es. Ich musste mich immer wieder davon überzeugen, nicht versehentlich den Shuffle-Modus aktiviert zu haben.
Ja, ich hatte auch immer wieder das Gefühl, das der Download durcheinander geraten war. Oder dass ich etwas verpasst hatte. Wirklich schade, denn Idee, interaktives Konzept und Sprecher waren top!
Staffel 3 ist ja gerade in Arbeit. Ich bin wirklich unschlüssig, ob ich sie mir kaufen werde. Vielleicht siegt ja doch die Neugier.